Identtechnik/RFID

Chips verhindern falsche Lieferungen

Die Drogeriemarktkette Müller hat mit Hilfe einer RFID-Lösung von Siemens ihre Lieferprozesse optimiert. An 50 Verladerampen in der Zentrale in Ulm und in Außenlagern werden sämtliche Rollcontainer beim Verladen auf die Lkw kontrolliert. Es gibt praktisch keine Falschlieferungen mehr.

Chips
Chips verhindern falsche Lieferungen

Die Drogeriemarktkette Müller versorgt vom Stammsitz in Ulm-Jungingen aus über 700 Filialen im In- und Ausland mit klassischen Drogeriewaren, Multimedia-Produkten, Schreib- und Spielwaren und vielem mehr. Das Unternehmen betreibt dazu ein zentrales Warenlager, an das mehrere Außenlager in der Umgebung angebunden sind. In der Zentrale laufen die Warenströme zusammen. Hier werden die Sendungen für die Filialen konsolidiert und auf Lkw beziehungsweise Wechselbrücken verladen. Insbesondere in Stoßzeiten ist es eine logistische Herausforderung, wenn täglich in zwei Schichten bis zu 25.000 Rollcontainer (Dolly) zu kommissionieren und zu verladen sind.

Ein Dolly besteht aus mehreren Transportkisten, die per Barcodescanner einem Rolluntergestell sowie einem Filialauftrag zugeordnet, mit den bestellten Waren bestückt und dann teils händisch, teils automatisiert zu Ladungen zusammengestellt werden. Zu Zweiertürmen übereinander gestapelt, passen 132 Dollys auf eine Lkw-Brücke. Das ergibt ein durchschnittliches Tagespensum von rund 140 Ladungen.

Aufgrund der hohen Umschlagleistung sind in der Vergangenheit auch Falschlieferungen gestiegen und damit auch die Reklamationen der Filialen und der zusätzliche Aufwand für Nachlieferungen. Das wollte man künftig vermeiden und gleichzeitig die Effizienz und Transparenz in der Intralogistik steigern – auch an anderen Stellen im Zentrallager und in den Außenlagern.

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Mit RFID zu optimierten Prozessen

Für den Warenausgang in der Zentrale und in den Außenlagern sowie für den Bereich der weitläufigen Fördertechnik entwickelte Siemens eine maßgeschneiderte RFID-Lösung mit berührungslos les- und beschreibbaren Datenträgern, auch Transponder oder Tags genannt. Für deren Anbindung an das überlagerte Lagerverwaltungssystem „Lisa“ wurde die Mercatis Information Systems GmbH aus Ulm involviert. Betreiber der Lager ist die Drogerie-Dienst Ulm GmbH – Logistikdienstleister und hundertprozentiges Tochterunternehmen von Müller.

Warenausgang praktisch fehlerfrei Zur Verbesserung der Abläufe im Warenausgang wurde an insgesamt 50 Verladerampen und -toren eine Installation auf der Basis des RFID-Systems Simatic RF600 entwickelt, implementiert und bei laufendem Lager- und Lieferbetrieb optimiert. Die Tore sind die Schnittstelle zwischen Lager und Lkw und eine vielfrequentierte, potenzielle Fehlerstelle. Um Falschlieferungen weitgehend auszuschließen, gibt es an jedem Tor ein Lesegerät RF670R, an das zwei Paar RFID-Antennen des Typs RF640A angebunden sind. Die Antennen decken den Bereich vor dem Tor beziehungsweise vor dem Lkw ab und werden jeweils über zwei Bewegungsmelder zum Lesen aktiviert. Über das zweimalige Lesen nacheinander wurde eine einfache aber effiziente Art der Richtungsüberwachung geschaffen. Letztere funktioniert in beide Richtungen, so dass das System automatisch erkennt, ob Dollys be- oder entladen werden. Erfolgreiche Lesevorgänge ebenso wie Lesefehler oder falsche Verladevorgänge werden dem Mitarbeiter akustisch signalisiert und auf dem Touchscreen eines Simatic Industrie-PC 477D visualisiert. Auch der Ladefortschritt ist deutlich erkennbar. Standort und Status noch fehlender Behälter lassen sich am überlagerten Lagerverwaltungssystem einsehen.

RFID-Tags Simatic R630L
Die RFID-Tags Simatic R630L sind geschützt an rund 190.000 Dollys angebracht und speichern deren eindeutige Nummer.

Anhand eines geschützt in eine Vertiefung geklebten RFID-Transponders des Typs RF630L aus strapazierfähigem Kunststoff werden die einzelnen Dollys eindeutig identifiziert und einem bestimmten Lade-/Filialauftrag zugeordnet. Die selbstklebenden Tags enthalten eine sogenannte Dogbone (Hundeknochen) Antenne und den eigentlichen RFID-Chip. Damit wurden sukzessive alle rund 190.000 im Umlauf befindlichen Dollys ausgerüstet. „Wir haben das RFID-System an einem Tor optimiert und die Konfiguration über die Software Simatic RF-Manager Basic einfach auf alle anderen übertragen und dann feinjustiert“, erzählt Uwe Lindner, Projektleiter Logistik bei der Drogerie-Dienst Ulm GmbH.

Fördertechnik integriert

Die RFID-Systeme sind auch an mehreren Lesestellen in der Fördertechnik im Zentrallager und im neuen, durchgängig von Siemens ausgerüsteten Lager Ulm-Nord im Einsatz. Dort geht es zum Beispiel darum, die kommissionierten, an eine automatische Sortieranlage abgegebenen Transportkisten auf „getagte“ Dollys umzusetzen und diese einzeln in den beschriebenen Lieferprozess einzuschleusen. Für die Identifikation der Dollys auf der Förderstrecke wird das Lesegerät RF630A mit jeweils zwei externen Antennen RF620A eingesetzt. Die einfache und komfortable Integration in die Simatic-Automatisierungssysteme und die kompakte Bauform zeichnen die eingesetzten Produkte aus.

Fehlerfreier Betrieb

„Die Leserate des RFID-Systems von Siemens beträgt aktuell über 99 Prozent, was Falschlieferungen im Vergleich zum bisherigen, nur von den Mitarbeitern visuell kontrollierten Ablauf drastisch reduziert, ja fast eliminiert“, bestätigt Uwe Lindner. Die automatische Dokumentation sämtlicher Warenbewegungen im Lagerverwaltungssystem ermöglicht zudem eine einfachere Rückverfolgbarkeit und Rückschlüsse auf weiteres Optimierungspotenzial. „Die Funktionalität stimmt und die Verfügbarkeit des Gesamtsystems ist sehr hoch. Aus unserer Sicht hat sich die Investition ausgezahlt.“ Auch Armin Haaf, bei Mercatis verantwortlich für die software-seitige Anbindung des Ganzen an das überlagerte Lagerverwaltungssystem, ist mit der realisierten Lösung sehr zufrieden.

Er stand einer RFID-Lösung anfangs skeptisch gegenüber, da es im Warenlager doch vielfältige Störquellen geben kann, zum Beispiel Reflexionen und Signaldämpfungen durch wasserhaltige Produkte wie Shampoos oder durch Blechdosen. Auch er ist von der reibungslosen Umsetzung und dem fehlerfreien Betrieb sehr überzeugt. Einmal abgesehen davon, dass er mangels Störungen kaum Gelegenheit findet, seine Kollegen vom Service in die Abläufe einzuarbeiten.

Mathias Langhans

Kontakt:

Siemens AG D-91052 Erlangen Tel.: 09 11 / 8 95-0 E-Mail:

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