Sensoren & Steuerungen
„Logistik ist für uns Wettbewerbsfaktor“
Mit dem Umzug an den neuen Standort „Campus Criesbach“ hat der Systemhersteller Bürkert Fluid Control Systems den Grad der Automatisierung deutlich erhöht. In dem von SITLog als Generalunternehmer für die Intralogistik geplanten und umgesetzten Projekt kommen auch unterschiedliche Leuze-Sensoren zum Einsatz.
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Das Unternehmen Bürkert Fluid Control Systems hat Ende 2016 sein neues Werk am Campus Criesbach unweit der Firmenzentrale in Ingelfingen in Betrieb genommen. Insgesamt 30 Millionen Euro hat der Hersteller von Mess-, Steuer- und Regelungssystemen für Flüssigkeiten und Gase investiert. „Unser oberstes Ziel war es, die Durchlaufzeiten in der Montage zu verkürzen“, sagt Werksleiter Marc Steffen Dahlheimer. „Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, den Grad der Automatisierung in den bereichslogistischen Prozessabläufen zur Versorgung der Montage deutlich zu erhöhen und gleichzeitig die Flexibilität in der Fertigung weiter aufrechtzuerhalten.“ Dabei ist die Beherrschung der Variantenvielfalt eine der größten Herausforderungen im täglichen Betrieb. Denn Bürkert liefert in erster Linie Komplettlösungen für Kunden mit zum Teil hoher individueller Konfiguration. Dafür muss eine Vielzahl unterschiedlicher Teile vorgehalten und an die Montagelinie gebracht werden. Für diese auftragsbezogene Fertigung ist eine automatisierte Logistik von großem Vorteil. Der intralogistische Generalunternehmer SITLog hat in Eigenregie die Steuerungstechnik und Visualisierung der Anlage übernommen. „Über Zukäufe haben wir den Stahlbau für das automatische Kleinteilelager (AKL), die Mechanik der Regalbediengeräte und der Fördertechnik, die Brandschutztore, die Bühne für die AKL-Vorzone, das manuelle Palettenlager sowie die Lieferung der Arbeitstische an die einzelnen Arbeitsstationen realisiert“, erklärt Christian Hausner, Projektmanager bei SITLog. Die große Herausforderung dabei war das Management der unterschiedlichen Typen an Lager- und Förderbehältern, die Bürkert bereits im Einsatz hatte. „Wir konzentrieren uns in dem Projekt auf unsere Kernkompetenzen Steuerung und IT – alle anderen Komponenten holen wir uns von unseren Partnern dazu“, sagt Hausner.
Automatisches Kleinteilelager ist Herzstück der Anlage

Dieser ganzheitliche Ansatz hat auch Bürkert überzeugt. „Wir haben uns für SITLog entschieden, weil wir die technischen Anforderungen hier bestmöglich erfüllt sehen“, sagt Dahlheimer. Denn kein Bürkert-Kunde sei bereit, für logistische Leistung zu bezahlen, sondern für die Qualität der Produkte und Serviceleistungen. Eine schnelle, fehlerfreie Lieferung wird heute vorausgesetzt – und das mit einer garantierten Standardlieferzeit für Produkte aus dem Hauptprogramm von weltweit fünf Tagen. „Ohne eine funktionsfähige, effiziente Bereichslogistik könnten wir das nicht leisten und außerdem wären die Produkte für unsere Kunden unbezahlbar“, so Dahlheimer. „Aus diesem Grund sehen wir die Logistik als echten Wettbewerbsvorteil.“
Die Kapazität im neuen vollautomatischen Behälterlager von Bürkert liegt bei rund 27.000 Stellplätzen in aktuell drei Gassen mit doppeltiefer Lagerung. Eingesetzt werden zwei verschiedene Behältergrößen mit den Abmessungen 600 x 400 Millimeter sowie 465 x 315 mm und einer Nutzlast von bis zu 20 kg. An den vier Kommissionierarbeitsplätzen können Multi-Order-Picks durchgeführt werden, also die Kommissionierung gleicher Bauteile für mehrere, parallele Aufträge. Darüber hinaus stehen zwei Förderstrecken für die Produktionsanbindung, zwölf Erstverpackungsarbeitsplätze und drei Warenausgangsbahnen zur Verfügung. Die Förderleistungen liegen im AKL bei 285 Doppelspielen pro Stunde, in der Kommissionierung und in der Produktion bei jeweils 400 Behältern stündlich sowie in der Erstverpackung und der Leerbehälterrückführung bei je 600 Behältern pro Stunde.

„Hier kann man sehen, dass eine Lagerautomatisierung auch für mittelständische Unternehmen Sinn macht. Es müssen nicht immer nur große Anwendungen mit zehntausenden von Artikeln im Sortiment sein.“Josef Apfelbeck Key Account Manager bei Leuze electronic
Lösungen für den Mittelstand

Wichtige Aufgaben kommen dabei opto-elektronischen Produkten zu. Zum Einsatz im Hochregallager mit Vorlagerzonen und Kommissionierbereich kommen die Lösungen von Leuze electronic BCL 348i, AMS 348i und DDLS 500i. Der stationäre Barcodeleser BCL 348i mit Profinet-Schnittstelle übernimmt im Zusammenspiel mit dem optischen Entfernungsmesssystem AMS 348i komplexe Aufgaben. Der Barcodeleser sorgt für die Identifikation, das Laser-Positioniersystem AMS stellt die Positionierung der Regalbediengeräte sicher. Die DDLS 500i ist die erste optische Datenübertragungs-Lichtschranke mit integriertem Webserver für eine ortsunabhängige Ferndiagnose. Sie ermöglicht es, Daten industrieller Netzwerke von bewegten Anlagenteilen in der Fördertechnik wie Regalbediengeräte, Portalkranbrücken oder Verschiebewagen kabellos zu übertragen.
Die Lichtschranke dient zur optischen Datenübertragung aller ethernet-basierten Datenprotokolle mit einer Realtime-Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit pro Sekunde. „An diesem Projekt kann man sehen, dass eine Lagerautomatisierung auch für mittelständische Unternehmen Sinn macht“, sagt Josef Apfelbeck, Key Account Manager bei Leuze electronic. „Es müssen nicht immer nur die großen Anwendungen mit zehntausenden von Artikeln im Sortiment sein.“ Mit dem bisher Erreichten ist man bei Bürkert vollauf zufrieden. „Unsere Kunden bestellen die Produkte immer häufiger und dafür in immer kleineren Mengen“, so Dahlheimer. „Mit der nun umgesetzten Lösung haben wir unsere Durchlaufzeiten signifikant reduziert und kürzere Lieferzeiten zum Kunden erreicht.“