Vier Fragen an...

Martin Schrüfer,

Autonom, schnell und unfallsicher

Arbeitsschutz und Autonomie sind zwei der Themen, die die Lagerlogistik in den kommenden Jahren stark beschäftigen werden. Mit Software, Lösungen und Sensoren arbeiten verschiedene Anbieter und Hersteller an Innovationen. materialfluss sprach mit Managern der Unternehmen Elokon, Velodyne und I.D. Systems über Trends und gibt einen Ausblick auf die kommenden Produkte.

Vier Fragen an Dr. Kai Haake, Entwicklungsleiter bei Elokon

© Elokon

materialfluss: Beobachten Sie, dass das Thema Sicherheit im Lager wichtiger wird?
Kai Haake: Die Lager­umgebung stellt aufgrund der Mischung aus Fahrzeugen und Personen, die in unmittelbarer Nähe zueinander arbeiten, ein ganz besonderes Risiko dar. Während aber die Unfallzahlen in anderen Branchen kontinuierlich sinken, konnte diese Entwicklung im Lager-bereich nicht festgestellt werden: 2017 gab es über 12.000 Unfälle mit Gabelstaplern, von denen sieben tödlich waren (DGUV). Inzwischen wird die Sicherheit im Lager als eine der wichtigsten Prioritäten angesehen, um Mitarbeiter vor Unfällen und Fahrzeuge vor Kollisionen zu schützen.

mfl: Welche Trends, technisch, unterstützen die Umsetzung des Themas?
Haake: Menschliches Versagen ist eine der Hauptursachen für Unfälle. Aber mit „elektronischen Schutzengeln“, die auf neuen technologischen Entwicklungen wie Ultraschall, Radar, Lidar, RFID und UWB basieren, kann man wirkungsvolle Sicherheitsmaßnahmen installieren. Diese Sicherheits- und Assistenzsysteme bilden Schutzzonen um Personen und Fahrzeuge und warnen bei Gefahr beziehungsweise bremsen den Stapler in gefährlichen Bereichen.

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mfl: Welche Produkte hat Ihr Unternehmen in besonderem Maße dafür entwickelt?
Haake: Das mobile Personenschutzsystem ELOprotect schützt Personen in Schmalgängen. Im Bereich der Fahrerassistenzsys­teme bietet Elokon mit ELOshield ein funkbasiertes Identifika­tionssystem zur Personenwarnung und Kollisions-
vermeidung und mit ELOspeed ein radarbasiertes Produkt zur automatischen Geschwindigkeitsreduzierung von Gabelstaplern beim Übergang vom Außen- zum Innenbetrieb. Für die bessere Verwaltung insbesondere von Mischflotten eignet sich ELOfleet. Es übernimmt die Zugangskontrolle, zeichnet Gewaltschäden auf und wertet Fahrzeug- und Flottenleistungsdaten aus.

mfl: Mit welchen weiteren Entwicklungen können wir noch in diesem Jahr rechnen?
Haake: ELOfleet4, das weltweit erste Smartphone-basierte Flottenmanagementsystem, das von einer App gesteuert wird, wurde jüngst auf der LogiMAT vorgestellt. Es ermöglicht den kostengünstigen Einsatz der App auf vorhandenen Smartphones und Tablets. Auch die Fahrzeuglokalisierung wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Für den Indoor-Betrieb sind Mesh Networks, die den Fahrzeug- und Arbeitsschutz verbessern werden, eine vielversprechende Entwicklung. Und die neue smarte Weste von Elokon kann das ELOshield Personenmodul für höchste Sicherheit der Mitarbeiter im Lager ersetzen.

Vier Fragen an Dieter Gabriel, Marketing Manager EMEA, Velodyne Europe

materialfluss: Beobachten Sie, dass das Thema Sicherheit im Lager wichtiger wird und wenn ja, warum?
Dieter Gabriel: Die fortschreitende Automatisierung der Förder- und Lagertechnik stellt die gesamte Lagerlogistik vor neue Herausforderungen: Flurförderfahrzeuge der Zukunft arbeiten zunehmend autonom. Um Objekte erkennen und weiterver­arbeiten zu können, sind leistungsstarke und sichere Sensoren unerlässlich. 3D LiDAR Technologie wird dabei unverzichtbar.

mfl: Welche Trends, technisch, unterstützen die Umsetzung?
Gabriel: 3D Laser bieten eine flexible Alternative gegenüber gängigen 2D-Sensoren, um Indoor- und Outdoor- Logistikfahrzeuge zu navigieren. Mehrkanalige Laser erfassen die Umgebung in 3D mit hoher Genauigkeit und Reichweite, und ermöglichen neue Anwendungen. Eine große Reichweite ist besonders für Outdoor-Anwendungen von Vorteil, da dies sicheren Betrieb auch bei schwierigen Wetterbedingungen ermöglicht. Die Vorteile für Förder- und Lagertechnik liegen auf der Hand: mehr Sicherheit und gesteigerte Produktivität. Mehrkanal-LiDAR-Technologie liefert die hochauflösende Information, die für die gesteigerte Sicherheit und Autonomie in der Lagerlogistik benötigt wird.

mfl: Welche Produkte hat Ihr Unternehmen in besonderem Maße dafür entwickelt?
Gabriel: Velodyne LiDAR ist Marktführer bei 3D Lasersensoren für Automotive – die Erfahrung aus Millionen zurückgelegter Straßenkilometer ermöglicht auch fortschrittlichste FTS/AGV-Anwendungen. Die Vorteile der Sensoren sind unter anderem Kostenreduktion, flexible 3D Fahrzeugnavigation ohne Marker/Reflektoren, Navigation auf unebenem Untergrund, Ladeguthandling (assisted order picking) und eine erweiterte Mensch-Maschine-Interaktion.

mfl: Mit welchen weiteren Entwicklungen können wir noch in diesem Jahr rechnen?
Gabriel: Wir werden den VelaDome vorstellen, einen Nah-bereichssensor mit kleinem Formfaktor, er hat ein branchenweit einzigartiges 180° x 180° Field of View (FoV) und erkennt auch sehr nahe Objekte. Die Reichweite beträgt 40 Meter, die sichtbare Höhe außerhalb Fahrzeugchassis ist lediglich 3,2 cm.

Vier Fragen an Ute Filippone, Businessmanager EMEA & UK, I.D. Systems

© EMEA & UK, I.D. Systems

materialfluss: Wird das Thema Sicherheit im Lager wichtiger?
Ute Filippone: Sicherheit ist ein elementares Grund­bedürfnis und neben dem privaten Bereich für das berufliche Umfeld umso wichtiger geworden. Noch nie standen für die schnelle Erledigung diverser Arbeitsschritte so viele technische Hilfsmittel zur Verfügung wie heute. Wir dürfen es daher nicht zulassen, dass auf einer so geschäftigen Warenumschlagsplattform, wie in einem Lager, durch sie auch nur ein Unfall - egal welchen Ausmaßes - passiert.

mfl: Welche Trends unterstützen die Umsetzung?
Filippone: Flurförderzeuge sind in einem Lager mit die größte Gefahrenquelle. Zum einem die Fahrzeuge und Geräte selbst, zum anderen die Schnittstellen, an denen sich Mensch und Maschine begegnen. Um auf diese Gefahrenzonen hinzuweisen, wurden inzwischen viele Hilfs- und Assistenzsysteme entwickelt, beispielweise Warnleuchten oder Alarmvorrichtungen.

mfl: Welche Produkte haben Sie dafür entwickelt?
Filippone: I.D. Systems ist seit über einem Vierteljahrhundert Spezialist für herstellerunabhängige und intelligente Flotten­managementsysteme. Mit den Leistungsmerkmalen wie Zugangskontrolle, elektronische Sicherheits-Checklisten und Gewaltschadensensorik verfolgen Sie primär das Ziel, die Sicherheit rund um den Betrieb von Flurförderzeugen zu er-höhen. Zusätzlich wird durch ihren Einsatz das Verantwortungs­bewusstsein jedes einzelnen Fahrers oder Bedieners gesteigert.

mfl: Mit welchen weiteren Entwicklungen können wir noch in diesem Jahr rechnen?
Filippone: Ganz unserem Slogan „Creating a Culture of Safety“ getreu, steht für 2019 die Sicherheit in kleineren Flotten im Fokus. Wir runden unser Lieferprogramm quasi nach unten ab und bieten neben PowerFleet Enterprise, unserem multifunktionalen, high-end Flottenmanagementsystem für große, auch standortübergreifende Flotten, unter dem Markennamen ­PowerFleet jetzt zwei neue, smarte Managementlösungen. ­PowerFleet Essence heißt unsere Einstiegs-Sicherheitslösung. Das System ist für kleine Staplerflotten (+- 10 Fahrzeuge) geeignet und bereits lieferbar. Datenverwaltung und Steuerung erfolgen über eine App, ohne IT-Vernetzung. Im zweiten Quartal kommt mit PowerFleet Expert, die nächst höhere Systementwicklung für mittelgroße Flotten zur Auslieferung. Datentransfer und -verarbeitung funktionieren hier per WLAN, und Fuhrparkmanager verwalten ihre Flotte in unserer Verwaltungssoftware per Browser-Login.

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