VLB schlägt Alarm
Stahlbeschaffungskrise bedroht Lagertechnik-Hersteller
Der Verband Lagertechnik Betriebseinrichtung fordert die Aufhebung von Zöllen und Einfuhrbeschränkungen für die Stahlbeschaffung. Eindringlicher Appell an Bundeswirtschaftsminister Altmaier zeigt Optionen auf, um die Preisspirale zu stoppen und die Existenzen der Hersteller von Lagertechnik und Betriebseinrichtungen zu sichern.
Angesichts zunehmender Verknappung von Liefermengen und extrem steigender Materialpreise im Stahlbereich hat der Verband Lagertechnik Betriebseinrichtung (VLB), Hagen, an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier jetzt einen eindringlichen Appell zur Lockerung der Einfuhrbestimmungen für Stahl gerichtet. „Die Beschaffungsprobleme bei Stahl werden für die Hersteller von Lagertechnik und Betriebseinrichtungen zu einer existenziellen Herausforderung“, erklärt VLB-Geschäftsführer Olaf Heptner. „Vor dem Hintergrund dieser angespannten Marktsituation sind die gegenwärtigen Einfuhrbeschränkungen, die das Ausweichen unserer Hersteller auf Stahl aus Drittländern erschweren, das falsche Signal.“
Zum Vergleich: Ein Viertel des in der EU28 erzeugten Rohstahls wird in Deutschland hergestellt. Mit 35,6 Millionen Tonnen wurden 2020 rund 10 Prozent weniger Rohstahl produziert als im Vorjahr. Damit ist die Stahlproduktion das dritte Jahr infolge gesunken – und weist das niedrigste Produktionsniveau seit dem Krisenjahr 2009 auf. Parallel dazu sind die Stahlpreise in den 18 Monaten zwischen September 2019 und März 2021 von durchschnittlich 516 Euro pro Tonne auf knapp 800 Euro je Tonne um rund 55 Prozent gestiegen. Die Tagespreise für legierten Edelstahl haben sich im Handel allein seit Jahresfrist von 1.594 Euro pro Tonne auf 1.853 Euro je Tonne um 16 Prozent erhöht. Vor diesem Hintergrund plädiert der VLB für eine Lockerung der Einfuhrbestimmungen für Stahl. „Wenn Stahlhersteller vorsätzlich ihre Kapazitäten drosseln, um die Preise in exorbitante Höhen zu treiben, wäre der Import von Materialien ein Hilfsmittel“, erklärt Heptner. „Die gegenwärtige Beschaffungskrise konfrontiert unsere Unternehmen mit extremen Versorgungsproblemen. Die geltenden EU-Importbeschränkungen sind Barrieren, die die Versorgungsprobleme verstärken. Einfuhren aus Drittländern könnten die Situation entspannen.“
Tatsächlich zählt der Maschinenbau neben Bau- und Automobilindustrie zu den drei wichtigsten Abnehmerbranchen der Stahlindustrie. Der Stahlanteil an den jeweiligen Vorleistungen liegt im Maschinenbau bei 20 Prozent, bei den stahl- und metallverarbeitenden Unternehmen in Deutschland bei rund 60 Prozent. Durch die in manchen Bereichen vorsätzlich herbeigeführten Materialverknappung sehen sich die Hersteller der Lagertechnik und Betriebseinrichtungen dem Verband zufolge gegenwärtig mit enormen Aufschlägen bei den Stahlpreisen konfrontiert. Entsprechende Nachverhandlungen der Projektpreise durch diese vorher nicht absehbaren Verteuerungen würden die Lieferanten-/Kundenverhältnisse belasten. Überdies führe die kritische Situation aufgrund fehlenden Materials immer öfter zu Lieferengpässen und Verzögerungen zugesagter Termine und mache die logistische Ertüchtigung der beauftragenden Industrieunternehmen nahezu unmöglich.
Zur Existenzsicherung der deutschen und europäischen Hersteller von Lagertechnik und Betriebseinrichtungen fordert der VLB von Bundeswirtschaftsminister Altmaier, sich auf europäischer Ebene in den verschiedenen Gremien dafür einzusetzen, dass Zölle und Einfuhrbeschränkungen für die Stahlbeschaffung kurzfristig fallen. „Die EU-Importbeschränkungen helfen der Marktwirtschaft nicht“, sagt Heptner. „Sie wirken vielmehr der erforderlichen wirtschaftlichen Erholung entgegen, die für eine erfolgreiche Bewältigung der Corona-Pandemie und die Aufarbeitung ihrer Folgen in Post-Corona-Zeiten so dringend notwendig ist. Günstige Einfuhren aus Drittländern werden den Stahlpreis regulieren und wieder auf ein seriöses Niveau führen. Diese Option sollte nicht übergangen werden."