Interview

Martin Schrüfer,

Weniger Reibung, weniger Lärm

Nachhaltigkeit steht auch bei Forbo Siegling auf der Agenda. Die materialfluss-Redaktion hat mit Sascha Goly, Global Segment Manager Logistics & Sports bei Forbo Siegling, über einzelne Aspekte gesprochen.

Im materialfluss-Interview: Sascha Goly. © Forbo Siegling

materialfluss: Sowohl Hersteller als auch Anwender in allen Branchen sind mit Anforderungen hinsichtlich Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Klimaschutz konfrontiert. Inwieweit entsprechen Materialfluss-Produkte aus dem Haus Forbo Siegling schon heute diesen Vorgaben?

Sascha Goly: Bei Forbo richten wir seit langem die globalen Aktivitäten an allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit aus. Langfristige Wirtschaftlichkeit, soziale Verantwortung und Umwelt-Kompatibilität. Zum letzten Punkt sind vor allem unsere Energiesparbänder Amp Miser 2.0 zu nennen, mit denen sich bis zu 50 Prozent der gesamten Antriebsenergie aufgrund eines deutlich reduzierten Reibungskoeffizienten zwischen Bandunterseite und Gleittisch einsparen lassen. Dies wird erreicht durch die Ausrüstung des Laufseitengewebes mit dem patentierten Texglide: Es entsteht eine Gleitschicht, die dauerhaft wie ein trockenes Schmiermittel wirkt. Diese Lösung funktioniert auch nach vielen Jahren im harten Einsatz. Der Endkunde profitiert von einem geringeren Stromverbrauch und weniger CO2-Emissionen. Auch die OEMs profitieren: Sie können kleinere Motoren verwenden, längere Förderbänder mit nur einem Antrieb betreiben oder mehr Produkte pro Band transportieren.

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mfl: Wie können Sie die Nachhaltigkeit dieser Produkte schon verifizieren beziehungsweise transparent machen?

Goly: Basierend auf den Berechnungen unserer Entwicklungsabteilung haben wir einen webbasierten Kalkulator programmiert. Mit Eingabe einiger Eckdaten lässt sich das Einsparpotenzial bezüglich Energieverbrauch und CO2-Menge direkt berechnen. Das Ergebnis ist unverbindlich, gibt aber doch eine beeindruckende Indikation bezüglich der möglichen Einsparungen. Denn besonders bei großen Anlagen addieren sich die Einsparmöglichkeiten zu beachtlichen Summen. Bei einer beispielhaften Modellrechnung für die Gepäckförderanlage eines Großflughafens mit 45 Millionen Passagieren pro Jahr ergibt sich ein Einsparpotenzial von 540.000 Euro pro Jahr.

mfl: Gewebebasierte Förder- und Transportbänder bestehen zu einem wesentlichen Teil aus Kunststoffen. Inwieweit kommen Sie hier den Forderungen einer Kreislaufwirtschaft nach?

Goly: Mit der Entwicklung von Gurten mit Zugträgergewebe aus recyceltem Polyester ist ein erster, sehr großer Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft gemacht. Aktuell haben wir drei Produkte mit den recycelten Geweben fertig entwickelt, die demnächst in Logistik-Systemen ausgewählter Kunden in der Praxis getestet werden, unter anderem auf einem europäischen Großflughafen. Dann wird diese Entwicklung offiziell mit Produkt-Launches abgeschlossen. Weiterhin prüfen wir aktuell auch die Einführung dieser recycelten Gewebe in vielen anderen Produkten, die wir in anderen Geschäftsfeldern verwenden, zum Beispiel Papier, Druck und Rohstoffe.

mfl: Das Warenverteilvolumen in den Distributionszentren wächst rasant – es entstehen riesige Anlagen, die viel Material und Energie verbrauchen. An welchen Stellschrauben arbeitet Forbo Siegling, um den Materialfluss ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich zu gestalten?

Goly: Über unsere energiesparenden Amp-Miser-Bänder und ihre positiven Auswirkungen haben wir ja bereits gesprochen. Insbesondere die ökonomischen Aspekte dieser Produkte, die Einsparpotenziale, überzeugen unsere Kunden schnell. Weitere Aspekte, die sich auf die Wirtschaftlichkeit auswirken, sind die Langlebigkeit der Bänder, die weitestgehende Wartungsfreiheit sowie unser umfassendes Serviceangebot. So haben wir beispielsweise einem großen Onlinehändler ein komplettes Schulungsprogramm für die Mitarbeiter vor Ort in den Verteilzentren zur Verfügung gestellt. Damit sind sie in der Lage, eigenständig und frühzeitig Schwachstellen im Anlagenbetrieb zu erkennen und gegebenenfalls korrigierend einzuschreiten, bevor es zu Ausfällen kommt.

mfl: Welche weiteren nachhaltigen Produkte gibt es bei Forbo?

Goly: Zur Nachhaltigkeit gehören viele Aspekte. Es geht um die definierten 17 Sustainable Development Goals der United Nations. Dazu gehört auch Health & Safety. Unser Beitrag zu diesem wichtigen Thema ist die Entwicklung geräuscharmer Bandtypen – unsere beiden Produktlinien Transilon and Transtex. Bei Transportbändern entsteht ein Gleitgeräusch der Laufseite über Tisch, ein Abreißgeräusch der Tragseite über die Trommel im Untertrum sowie ein Aufschlaggeräusch der quer zur Laufrichtung liegenden Gewebefäden gegen Trommeln. In unserem Akustikraum führen wir vergleichende Geräuschmessungen an verschiedenen Bandtypen durch. Motor- und Umgebungsgeräusche schalten wir über eine Kapselung aus. So können wir daran arbeiten, konstruktiv die Trommel- und Lagergeräusche zu reduzieren. Zum Beispiel auch durch die Entwicklung spezieller Gewebe, die Geräusche an gewebebasierten Bändern weiter reduzieren.

Der Beitrag erschien in materialfluss SPEKTRUM 2022 (7/22).

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