Aus materialfluss 3/2020

Logistikimmobilien als Teil der Arbeitgebermarke?

Viel Tageslicht, Loungemöbel und ein Kickertisch für die (kreative) Pause – das alles hat man bisher in erster Linie jungen, hippen Start-ups zugedacht. Doch inzwischen halten moderne Arbeitsplatzkonzepte auch im Bereich der Logistikimmobilien Einzug.

© Segro

Das Bild der Logistikimmobilie hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Wo früher große graue Betonklötze auf der grünen Wiese standen, finden sich heute architektonisch ansprechende, moderne Gebäude, bei denen unter anderem nachwachsende Rohstoffe in Form von Holzbindern verbaut werden. Und nicht nur äußerlich hat sich vieles verändert. Auch innerhalb der Immobilie hat sich einiges in Sachen Mitarbeiterfreundlichkeit getan.

Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Denn an einigen deutschen Logistikstandorten ist nicht die knappe Flächenverfügbarkeit die größte Wachstumsbremse – sondern die Verfügbarkeit von Mitarbeitern. Ein noch so funktionaler Standort nützt einem Logistiker wenig, wenn die Belegschaft lieber beim „Nachbarn“ arbeiten würde. Die Attraktivität eines Arbeitgebers am Standort lässt sich zudem längst nicht mehr allein über das Gehalt regeln. Oder anders formuliert: Der Arbeitsplatz beziehungsweise dessen Attraktivität wird zum letzten, ausschlaggebenden Punkt bei der Entscheidung eines Bewerbers für oder gegen einen Arbeitgeber.

Die Folge daraus: In Zeiten des Fachkräftemangels werden ansprechende Flächen in attraktiver Lage zur Visitenkarte eines Unternehmens – und entscheiden häufig darüber, wie erfolgreich eine neue Logistikansiedlung tatsächlich ist. Eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln beziehungsweise – je nach Standort – ausreichend Parkplätze und eine Nähe zur Autobahn gehören dabei inzwischen zu den absoluten Basiskriterien in Sachen Mitarbeiterfreundlichkeit.

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Die Immobilie als Visitenkarte
Darüber hinaus setzen nun auch immer mehr Unternehmen aus der Logistikbranche auf moderne Arbeitsstätten für die Mitarbeiter – Logistikhallen und die dazugehörigen Büroflächen werden um gemütlich gestaltete Gemeinschaftsflächen oder andere Wellbeing-Incentives ergänzt. Dabei geht es nicht allein darum, störende oder gar gesundheitsschädliche Faktoren zu eliminieren, die zum Beispiel durch eine mangelnde Isolation oder schlechte Klimatisierung der Hallen verursacht werden könnten. Auch die Optimierung des Immobilienzuschnitts, ­sodass die anfallende Wegstrecke reduziert wird, gehört ­in­zwischen zu den Grundvoraussetzungen. Vielmehr geht es darum, aktiv das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu steigern. So wurde aktuell in Italien eine Logistikimmobilie für Zalando realisiert. Auf rund 130.000 Quadratmeter bietet diese den Mitarbeitern nicht nur innerhalb der Hallen – beispielsweise durch integrierte Lichtbänder für mehr Tageslicht während der Arbeit selbst – verbesserte Arbeitsbedingungen, sondern auch hochwertig und modern eingerichtete Gemeinschaftsflächen im Loungestil und attraktive Außenflächen, inklusive Basketballkorb, Sitzmöglichkeiten und Kletterwand.

Vorbild innerstädtischer Gewerbepark
Solche Konzepte wurden bisher vor allem bei innerstädtischen Gewerbeparks umgesetzt. Dort findet sich immer häufiger eine Mischung aus Logistik, Gewerbe und Freizeit – und somit ein vielfältiger Nutzermix, der für neue und sehr unterschiedliche Anforderung an die Gestaltung der Flächen sorgt. Speziell bei Gewerbeparks bezieht sich das nicht nur auf die Büroflächen. Auch die Logistik- und Produktionshallen sollten hell, modern und ansprechend sein. Zudem wachsen außerhalb der Hallen die Anforderungen an moderne Konzepte – da wäre neben dem Angebot eines Mittagstischs am Foodtruck oder in der ansässigen Kantine auch das passende Freizeitangebot zu nennen. Eine Fitnessclubmitgliedschaft gehört in vielen Unternehmen zum guten Ton – gut, wenn die Mitarbeiter dieses Angebot auch in der Mittagspause und somit vor Ort nutzen können. Dies hat auch noch einen weiteren Vorteil: Solche Angebote werden in der Regel gemeinsam mit den Kollegen wahrgenommen, weshalb neue Mitarbeiter schneller Kontakte knüpfen und sich im Unternehmen einleben können.

Mitarbeiter profitieren von vielfältiger Nachbarschaft
Hinzu kommen moderne Konzepte, die neben der Energieeffizienz der Immobilie selbst auch die klimafreundliche Gestaltung der Außenflächen miteinbezieht. Ob Bienenstöcke, Nisthöhlen für einheimische Vögel oder gleich eine Schafherde: Für ein mehr an Biodiversität sorgen die unterschiedlichsten Konzepte. Der Mehrwert für die Mitarbeiter in solchen Objekten liegt auf der Hand: Direkt vor dem Hallentor finden sich kleine grüne Oasen. Inzwischen werden für eine verbesserte Umweltbilanz sogar ganze Immobilien begrünt. Natürlich ist es vor ­allem für diejenigen Logistikunternehmen, die ihre Fahrzeugflotte auf E-Scooter und ähnliche Modelle umrüsten, relevant, auch immobilienseitig ein nachhaltiges Konzept zu verfolgen. Zukünftig werden sich unter diesen Aspekten sicherlich noch weitere Neuerungen finden – denn auch in der Logistikwirtschaft ereignet sich ein Generationenwechsel und gerade für die Jahrgänge ab 1990 werden solche Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit für die Wahl des Arbeitgebers immer wichtiger.

Über den Autor:
Ralf Pyszny ist Head of Technical Development Northern Europe bei Segro.

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