Identtechnik
RFID: Mythos oder Zukunftstechnologie?
Seit Jahren wird RFID als die große Sache gehandelt. Der richtig große Durchbrauch ist jedoch nicht zu erkennen. Aber was bedeutet das eigentlich für die Zukunft dieser Technik?

Einsatzgebiete In den vergangenen Jahren wurde RFID beispielsweise bei einer steigenden Anzahl von Ländern in Ausweisen und Reisepässen eingeführt. Die ersten britischen Ausweise mit RFID-Technik gab es schon im Jahr 2007. Wenn man dazu noch Bezahlkarten, Tickets für öffentliche Verkehrsmittel und die Patientenidentifikation in Krankenhäusern berücksichtigt, dann wird die Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten deutlich.
Auch die Europäische Kommission startete im Oktober 2008 ein Projekt mit einem ungewöhnlichen Namen: Die Casagras-Initiative bringt Menschen europaweit dazu, über RFID zu sprechen. Ziel dieses Projekts ist es, die internationale Zusammenarbeit zu fördern und zu untersuchen, wie die involvierten Akteure gemeinsam die globalen Herausforderungen bestmöglich meistern und ein Maximum an Möglichkeiten aus der Technologie schöpfen können. Casagras steckt noch in den Kinderschuhen, sollte sich aber als ein guter Weg erweisen, RFID auf internationaler Ebene ins Gespräch zu bringen.
Sicherheit Den internationalen Handelsketten entsprechend, muss man auch bei RFID auf einem globalen Level agieren, um erfolgreich zu sein. Datenschutz bleibt eine kritische Frage in der RFID-Welt. Protestbewegungen wie beispielsweise Caspian (consumers against supermarket privacy invasion and numbering) in den USA und FoeBuD (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) in Deutschland sind schnell darin, auf Schwachstellen von passiven und aktiven Tags hinzuweisen und wie diese beispielsweise dazu missbraucht werden können, Menschen ohne ihr Wissen zu orten.
Die EU arbeitet an einer Empfehlung zur Implementierung von Datenschutz- und Sicherheitsprinzipien bei RFID-Anwendungen. Nachdem im Frühjahr 2008 Bürger und Stakeholder im Rahmen einer öffentlichen Befragung zu dem Entwurf der EU Stellung nehmen konnten, ist für 2009 die Verabschiedung der Empfehlung vorgesehen. Die Implementierung gesetzlicher Richtlinien auf EU-Ebene wird sicherlich dazu beitragen, die Menschen zu beruhigen.
Wir brauchen jedoch ferner einen internationalen Auftrag, um der globalen Natur der Technologie zu entsprechen, nicht nur einen europäischen. In der Vergangenheit waren die Vereinigten Staaten führend in der RFID-Entwicklung.
Bei Zebra ist man laut eigenen Angaben in der Lage, den Entwicklungsprozess auf beiden Seiten des Atlantiks zu beobachten. Schaut man auf die Verkaufszahlen, haben die USA nach wie vor einen Vorsprung gegenüber Europa. Der Faktor, welcher alle Märkte momentan bestimmt, ist die Wirtschaftskrise: Wo Auto-ID-Technologie verwendet wird, fordern Kunden aktuell einen Return on Investment in Rekordzeit, um die Ausgaben gegenüber ihren Finanzabteilungen rechtfertigen zu können.
Obwohl sie als eine teure Technologie angesehen wird, könnte dieser Umstand potenziell förderlich für RFID sein. Wie also kann man die Fakten vom Hype trennen? Hier sind einige Mythen aufgeführt, die laut Zebra rund um RFID am häufigsten von Kunden und Interessenten zu hören sind. Jede dieser Mythen bedarf der Aufklärung, um Interessenten eine möglichst gute Entscheidungshilfe an die Hand zu geben.
Die RFID-Mythen
- Mythos 1: 2009 wird das Jahr, in dem RFID tatsächlich abhebt Unabhängig davon, was die Industrie sagt, wird sich RFID nicht plötzlich explosionsartig verbreiten. Verschiedene Entwicklungsstufen von RFID sind schon seit 1946 im Umlauf, als ein sowjetischer Spion ein intelligentes Abhörgerät erfand. Es ist eine Technik, die sich langsam entwickelt. Aber die Anzahl der verfügbaren Anwendungen nimmt jedes Jahr weiter zu. Die aktuelle Entwicklung von mobilen RFID-Druckern beispielsweise hat Anwendungen im Außendienst ermöglicht, wodurch Waren mobil etikettiert werden können.
- Mythos 2: Alles hängt von den RFID-Mandaten ab Lange Zeit wurde davon ausgegangen, dass sich RFID weiter verbreiten würde, wenn große Einzelhändler ihre Lieferanten zum Einsatz von RFID verpflichten. Tatsächlich sind diese Mandate zwar wichtig, aber es gibt eine Vielzahl weiterer Einflussfaktoren. Das Mandat von Wal-Mart wird beispielsweise nach wie vor als Grund genannt, warum RFID in den USA so weit fortgeschritten ist. Heute folgen 500 Lieferanten dem RFID-Mandat, aber die Mehrheit von ihnen bemerkt, dass der Einzelhändler das Thema nicht weiter pusht. Der Druck ist nicht mehr in dem Maße vorhanden, wie er es einmal war.
- Mythos 3: Erst werden Haustiere etikettiert... und dann wir selbst? In der Tat werden Tiere schon heute mit RFID gekennzeichnet. Das ist zum Beispiel eine Vorschrift im Rahmen des „Pet Passport Scheme" und wird etwa dazu verwendet, Tiere über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg lokalisieren zu können. Diese Vorgehensweise gibt es für Nutzvieh schon seit Jahren. Dass plötzlich auch Menschen RFID-Chips implantiert bekommen, um etwa die Wege des „gläsernen Kunden" im Supermarkt nach verfolgen zu können, davon sind wir weit entfernt. Auf der anderen Seite gibt es aber positive Einsatzmöglichkeiten „am Menschen" jenseits subkutaner Implantate: So helfen jederzeit ablegbare RFID-Armbänder in der Gesundheitsbranche, Patienten einwandfrei zu identifizieren und ihre richtige Behandlung sicher zu stellen und zu dokumentieren.
- Mythos 4: In zehn Jahren hat RFID Barcodes ersetzt Es gibt zahlreiche Alternativen zu RFID, die Vielen vielleicht einfach nicht bewusst sind. RFID ist nur in wenigen Fällen die passende Auto-ID-Lösung. Meistens gibt es eine gute Alternative, die funktioniert. In Europa wächst der Verkauf von 2D-Barcodes, die doppelt so viele Informationen beinhalten wie die konventionelle eindimensionale Version und zehnmal schneller sind als jegliche Art von RFID-Tags.Sie sind besonders beliebt zum Etikettieren von Medikamenten, um diese von Plagiaten zu unterscheiden. Letztendlich kommt es auf die Kosten an. Obwohl in den USA einige Pilotprojekte mit RFID-Etiketten auf Produktebene laufen, werden konventionelle Barcodes immer nur einen Bruchteil der Kosten von RFID verursachen und in vielen Fällen ihren Job ebenso gut erledigen. Es wird noch viele, viele Jahre dauern, bis sich das ändert.
- Mythos 5: RFID-Tags verursachen technische Störungen Eine Studie der Universität von Amsterdam vom Sommer 2008 hat ergeben, dass der Gebrauch von RFID-Technologie in Krankenhäusern dem dortigen technischen Equipment schaden kann. Demnach soll die Technologie elektromagnetische Störungen verursachen können, welche Pumpen und Defibrillatoren beeinträchtigen könnte. Das hat diejenigen Krankenhausbetreiber, die bereits in RFID investieren, in Unruhe versetzt. Dieser Bericht war jedoch nicht repräsentativ.Laut Experten wurden die Tests, auf denen die Studie beruht, unter unrealistischen Bedingungen durchgeführt: Die RFID-Produkte wurden mit extrem hoher Leistung betrieben. Außerdem stimmten die Funkfrequenzen nicht mit denen der Mehrheit der RFID-Anwendungen in der Gesundheitsbranche überein. Dass die Technik nützlich in Krankenhäusern ist, zeigt die große Zahl an Einsatzmöglichkeiten beispielsweise für die Patientenidentifikation, die Kennzeichnung und das Tracking von Blutkonserven. Die Methode ist sicher und spart Zeit und Ressourcen