Mehrweg-Transportverpackung GS1-Smart-Box

Martin Schrüfer,

Eine runde Sache

GS1 Germany hat mit Partnern aus Industrie und Handel die Mehrweg-Transportverpackung GS1-Smart-Box entwickelt. Sie verursache bis zu 35 Prozent weniger CO2-Emissionen als eine Einweglösung aus Karton. Für den nachhaltigen Lösungsansatz wurde die Box mit dem Logistics Innovation Gold Award ausgezeichnet.

© GS1 Germany

Ganze 100.000 Boxen werden seit Mai 2021 im Konsumgüter-Segment in einem geschlossenen Pool genutzt, um Artikel von Produzenten zu den Zentrallagern der Handelspartner zu transportieren. Von dort werden sie über den Pooling-Dienstleister IPP wieder zum erneuten Befüllen an die Lieferanten geliefert. Diese Kreislaufwirtschaft ersetzt das Einbahnstraßen-System von Einwegverpackungen, die nach einmaliger Benutzung entsorgt werden. Und sie macht das ständige Ein- und Umpacken der Artikel entlang der gesamten Lieferkette in vielen Fällen überflüssig. Zudem wird so die steigende Automatisierung der Handelslager unterstützt. Durch den Einsatz der standardisierten GS1-Smart-Box lassen sich die Logistikprozesse derart optimieren, dass in dieser Kette bis zu 20 Prozent der Logistikkosten eingespart werden. Dies hat der Praxiseinsatz in den vergangenen Monaten bestätigt.

Kreislauf statt Einbahnstraße

Die leeren Boxen werden nach Verwendung zum Pooling-Dienstleister transportiert und dort gereinigt und geprüft; danach gelangen sie wieder zum Produzenten. Das Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (ifeu) hat alle äquivalenten CO2-Emissionen ermittelt, die während des gesamten Lebenszyklus der GS1-Smart-Box verursacht werden – von der Rohstoffgewinnung über die Nutzungsphase bis zum Recyclingprozess. Im Vergleich zu den Werten einer Einweglösung ergeben sich für die GS1-Smart-Box im Durchschnittsszenario bis zu 35 Prozent weniger CO2. „Die Mehrweg-Transportbox zeigt in der Klimabilanz aufgrund der Standardisierung, der Pooling-Möglichkeiten sowie der besseren Auslastungspotenziale deutliche Vorteile gegenüber Einwegkartonagen bei kurzen und mittleren Distributionsdistanzen bis 1.400 km“, erklären die ifeu-Experten wörtlich.

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Je mehr Teilnehmer, desto kürzer die Wege

Für das GS1-Projektteam ist die ifeu-Einschätzung eine weitere Bestätigung seiner Arbeit. Mit der neuen Box lassen sich Liefernetzwerke in der FMCG-Branche effizienter und hinsichtlich Klimafreundlichkeit auch messbar nachhaltiger gestalten. Die Ausprägung dieser Vorteile steigt, je mehr Unternehmen an dem Pool teilnehmen, erläutert GS1-Projektleiter Matthias

Haubenreißer: „Mit zunehmender Anzahl an Teilnehmern und dezentralen Pooling-Dienstleistern verkürzen sich die Transportwege innerhalb des Kreislaufs, sodass Langstrecken entfallen und die Überlegenheit der Smart-Box in Sachen CO2-Emissionen gegenüber dem Karton noch deutlicher wird.“ Ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt ergibt sich gemäß ifeu-Einschätzung auch daraus, dass durch die Verwendung von Mehrwegbehältern entlang der Lieferkette vom Lieferanten bis zum Handel bis zu 60 Prozent weniger Kartonagen und damit weniger natürliche Ressourcen verbraucht werden.

Eine praxistaugliche Lösung

Das Zukunftspotenzial der Box für Logistikprozesse wurde Ende 2021 auch von der europäischen Technologie- und Forschungsplattform für Logistik und Lieferketten- management ALICE (Alliance for Logistics Innovation through Collaboration in Europe) anerkannt. Sie zeichnete die Mehrweglösung mit dem Logistics Innovation Gold Award in der Kategorie „Umsetzbare Lösungen“ aus. In der Begründung der Jury heißt es: „Die GS1-Smart-Box ist eine innovative und wiederverwendbare Standard-Transportbox zur Steigerung von Effizienz und Nachhaltigkeit in logistischen Prozessen. Durch die Berücksichtigung der EUL-Ladehöhen von 1,20 und 2,40 Meter wird eine optimale Transport- und Lagernutzung für weniger Transporte, geringere Kosten und nicht zuletzt weniger CO2-Emissionen ermöglicht.“

Behälterfamilie soll kommen

„Wir freuen uns über die Auszeichnung der GS1-Smart-Box. Umso mehr, als sie ein klares Signal dafür ist, dass sie als europäischer Standard wahrgenommen wird. Ihr Einsatz erfolgt bereits in grenzüberschreitenden Liefernetzwerken und soll sukzessive ausgeweitet werden“, so Haubenreißer. Zurzeit ist die Box im Drogeriemarkt-Segment im Einsatz. Mit einer Größe von 600 mal 400 mal 211 Millimeter bildet sie den Grundstock für die spätere Behälterfamilie. Ziel ist es, die Boxen innerhalb der gesamten FMCG-Branche in einem offenen Pool anzubieten, um den unternehmens- und länderübergreifenden Austausch voranzutreiben und damit für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette zwischen Produzenten und Handelslägern zu sorgen. Die Grundlagen für ein offenes Poolmanagement samt Regelwerk werden in den kommenden Monaten erarbeitet.

Derzeit beteiligen sich auf Industrieseite die Unternehmen Beiersdorf, Colgate-Palmolive, Cosnovoa, Henkel, Kao, L’Oréal sowie Procter & Gamble und auf der Handelsseite Budni, der dm-Drogeriemarkt, Edeka, Müller und Rossmann. Hergestellt wird die Smart-Box von Georg Utz.

Der Beitrag erschien in materialfluss SPEKTRUM 2022 (7/22).

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