Software
Ganz nach Kundenwunsch

Intuitiv soll sie sein, die Lagerverwaltungssoftware der Zukunft, so dass neue Mitarbeiter nicht Wochen mit der Einlernphase verbringen. Und einfach konfigurierbar, damit zwischen Programmierung und Go-Live so wenig Zeit wie möglich vergeht. Materialfluss sprach mit fünf Softwareanbietern über Schlüsselfeatures ihrer Software und welche Produktneuheiten sie im kommenden Jahr vorstellen. Intuition für die Benutzer der Software ist mittlerweile kein Nice-To-Have-Feature, denn ein Mitarbeiter, der sich in den Menüs verheddert oder schlichtweg nicht versteht, was auf den Bildschirmen passiert, produziert Fehler und verschwendet Zeit. Wie jeder, der täglich Computer benutzt, weiß, kann man in Sachen Usability oder Gebrauchstauglichkeit viel falsch machen. Versteht der Nutzer das, was er sieht? Sieht er überhaupt Bilder oder nur Text? Spricht das Programm seine Muttersprache? Wie sehr kann er das Programm, mit dem er täglich arbeitet, auf seine Bedürfnisse individualisieren? Die befragten Softwareunternehmen legen alle Wert auf benutzerfreundliche Oberflächen, meinen im Grunde bei diesem Thema alle das gleiche, legen aber unterschiedliche Schwerpunkte.
Bei viastore Software ist man stolz darauf, dass ihr Lagerverwaltungssystem Sprachanweisungen in der Landessprache des Mitarbeiters ausgeben kann – es bietet nicht weniger als 16 Sprachen bereits in der Standardversion an. „Darüber hinaus arbeitet man mit Grafiken, Anweisungen und Icons, die der Benutzer aus seiner Alltagsumgebung kennt“, erklärt Markus Müllerschön, Vice President Sales bei viastore Software: „Kommissionieraufgaben werden mit Fotos der Artikel, großen Zahlen, Farben und grafischer Darstellung unterstützt.“
Ganz ohne Scrollen: Listennavigation deluxe
Das bietet auch die Klinkhammer Group. Die Software KlinkWARE führt Konzepte, die man von der Bedienung eines Touchscreens und von Smartphones her kennt, noch weiter: „Mit der Slide-Funktion wird Scrollen vermieden. Listennavigation durch Wischen und Auf-Zoomen wichtiger Funktionen durch Antippen sind meist vertraute Techniken“, erklärt Oliver Mebert, Projektleiter Softwareentwicklung bei Klinkhammer.
Auch bei Aberle leiten die Dialoge der Software durch den Prozess und geben die nächsten anstehenden oder notwendigen Schritte an, erläutert Stefan Weisshap, Leiter Vertrieb Software Produkte bei Aberle Logistics: „Zum Beispiel wird im Dialog für die Kommissionierung angezeigt, welchen Behälter der Mitarbeiter als nächstes verwenden soll beziehungsweise, welcher Schritt als nächstes zu tun ist.“

Anbieter SITLog arbeitet darüber hinaus nach Auskunft von IT-Projektleiter Anton Pajda mit Workshops, auf denen der Kunde bereits vor dem Going Live auf einem Testsystem die Prozesse durchlaufen kann. Die Schlagworte, die im Gespräch mit dem Experten fallen, sind „intuitiv“ und „standardisiert“; „Wir setzen auf Designkonzepte, die den meisten Mitarbeitern von anderen Produkten aus dem Alltag bereits bekannt sind.“
Nicht benötigte Informationen werden ausgeblendet
Was man nicht braucht, wird nicht angezeigt – nach diesem Prinzip fährt man auch bei PSI Logistics, wie Sascha Tepuric, Geschäftsführer und in dieser Funktion Leiter der Divison Warehousing des Unternehmens, ausführt: „Nicht benötigte Informationen können jederzeit ausgeblendet werden und erleichtern das Verständnis.“ Zusätzlich lassen sich laut Tepuric mit einem Mausklick einzelne Dialoge miteinander prozessorientiert verknüpfen. So laufen nach einem Mausklick notwendige Informationen auf einen Blick zusammen, ohne dass sich der Anwender vorher durch verschiedene Dialoge fräsen und komplizierte Maskensprünge tätigen musste.

Neben der Intuition steht die Konfigurierbarkeit hoch im Kurs bei allen befragten Unternehmen. Letztlich ermöglicht eine gut konfigurierbare Software eine Anpassung an die Kundenbedürfnisse innerhalb kürzerer Zeit, als das bei einer Neuprogrammierung der Fall wäre. Angesichts sehr volatiler Märkte ist es heute durchaus realistisch, dass die Markterfordernisse zu der Zeit, als das Pflichtenheft für die Software geschrieben wurde, ganz andere waren. Je mehr konfigurierbare Elemente eine Software also ausweisen kann, desto einfacher für alle Beteiligten.
Bedarfsgerechte Kombination mit Flow Configuration
Bei der LVS von PSI Logistics kann die „Modellierung eines Lagers mit allen Stammdaten, Topologieinformationen und Strategien komplett offline erfolgen“, führt Tepuric aus: „Das PSIwms bietet mit Regeltabellen weitreichende Konfigurationsmöglichkeiten, um situativ die richtigen Strategien auszuwählen. Zusätzlich können im Expertenmodus einzelne Softwarekomponenten mittels Flow Configuration bedarfsgerecht kombiniert und parametrisiert werden. Zahlreiche Logistikdienstleister konfigurieren mit PSIwms eigenständig neue Standorte – bis zu 54 – und Mandanten – bis zu 150 – und passen ihre gesamten Strategien quasi situativ an die Kundenbedürfnisse an.“

Bei Aberle Logistics überlässt man die Parameter ebenfalls den Kunden, wie Stefan Weisshap erklärt: „Während des Go-Live sind zunächst Softwareentwickler von Aberle vor Ort, so dass der Kunde auch kurzfristig noch Änderungen am System durchführen lassen kann. Des Weiteren sind wichtige Bereiche wie zum Beispiel manuelle Lagerplätze, Parameter für die Steuerung der Artikel in der Kommissionierung mittel Parameter anpassbar. Diese Parameter können auch im späteren Betrieb durch den Kunden selbst geändert werden.“
Oliver Mebert, Klinkhammer Group, geht in die Tiefe: „Mit der neuen Software KlinkWARE können Prozesse flexibel durch Konfigurationen gesteuert und beeinflusst werden. Alle Konfigurationen sind in der Datenbank abgelegt. Die Software ist in C# implementiert, folgt dem Grundsatz der Objektorientierung und integriert moderne Frameworks. Das .NET Framework von Microsoft, die WPF sind nur exemplarische Schlagworte. Die einzelnen Module verwenden Elemente beziehungsweise Objekte, welche wiederum die Konfigurationen heranziehen, um Entscheidungen für den Prozessablauf zu treffen und gegebenenfalls anderen Objekten die Verarbeitung oder Verantwortung zu übergeben.
Drei Vorteile auf einmal

SITLog verweist auf sein System, das „nach objektorientierten Designgesichtspunkten strukturiert wurde und aus einer umfangreichen Bibliothek von Funktionsmodulen besteht.“ Dieses sichere Flexibilität und Portabilität und biete Zukunftssicherheit.
Bei viastore Software ist man auf den bereits vorhandenen Standard der viadat-Software stolz. Sämtliche Intralogistikprozesse werden laut Unternehmensangaben dort abgebildet und können in den gewünschten Varianten über Parametrierungen zur Verfügung gestellt werden. Konfigurationen bei der Zahl der Mitarbeiter, den Arbeitsplätzen, zusätzlichen oder neuen Lagerbereichen oder Tätigkeiten lassen sich anlegen. „Komplexe, firmenindividuelle Prozesse werden customized – sind jedoch in aller Regel bereits in der SW-Bibliothek vorhanden, so dass man auch hohe Individualitätsanforderungen der Kunden nahezu komplett im Standard abbilden kann“, meint Markus Müllerschön. Er verweist auf die Schnittstellen und nennt diese „State-of-the-art“, da sie zu allen gängigen ERP-, Versand-, Zoll-Systemen bereits im Standard vorhanden wären und gegebenenfalls dann „nur noch an firmenindividuelle Gegebenheiten angepasst werden müssen.“
Auch Innovationen sollten nicht fehlen
Ähnlich auskunftsfreudig wie bei den Fragen nach der Konfiguration und der Intuition zeigten sich die fünf Manager auch bei einem weiteren wichtigen „I“, das in keinem Unternehmen fehlen sollte: der Innovation. So rollt Aberle Logistics 2016 beispielsweise das neue Release des PMS-W in der Version 3.0 aus. In dieser Version ist das Shuttleleitsystem PMS-S vollständig integriert, die Lagerprozesse für manuelle Bereiche wurden ausgebaut. Neue Funktionalitäten wie Condition Monitoring, Predictive Analytics und Virtual Twin kommen hinzu.

viastore Software investiert 2016 in neue, dialoggestützte Konfigurationsmöglichkeiten, „mit deren Hilfe auch der Anwender ohne tiefere Software-Kenntnisse Lagerkomponenten, Lagerbereiche oder Prozesse hinzufügen oder verändern kann“, weiß Markus Müllerschön.
Klinkhammer nutzt die LogiMAT 2016 zur Präsentation von KlinkWARE, einer ganz neuen Generation von Lagerverwaltungssoftware, die das bisherige Programm DC21 ablöst. Das Unternehmen verspricht bis zu fünf Mal schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeiten von Steuerungsaufträgen in Form von SPS-Telegrammen.
Bei PSI ist man beim PSIwms mittlerweile bei Version 3.5 angekommen, diese wird ebenfalls zur LogiMAT präsentiert. Das User-Interface wurde überarbeitet, unter anderem ein mobiler Client mit Leitstands- und Cockpitfunktionalität und eine Open-Street-Map-Karte zur Visualisierung von Tracking & Tracing integriert.
Bei SITLog schließlich steht im kommenden Jahr der Release 3.1.5 des SITLog WMC an. Keyfeatures sind hier die bedarfsorientierte und transparente Seriennummernverwaltung und benutzerspezifische Filter auf Tabellen in Auskunftsmasken.
Es tut sich also einiges bei den Softwareanbietern, ein Grund mehr, sich auf die LogiMAT in Stuttgart zu freuen und einen Blick auf die ersten neuen Releases zu werfen.
Martin Schrüfer
Kontakt:
Aberle Logistics GmbH
A. Klinkhammer Förderanlagen Kreative Lager- und Produktionslogistik GmbH www.klinkhammer.com
PSI Logistics GmbH www.psilogistics.com
SITLog GmbH www.sitlog.de
viastore Software GmbH www.viastoresoftware.de