Autonomer Transportroboter
Selbstständig im Lager unterwegs
Mit dem autonomen Transportroboter Linde C-Matic HP und der Cloud-Plattform Anyfleet erweitert der Warenumschlagspezialist Linde Material Handling (MH) sein Portfolio um zwei Kernprodukte des Münchner Unternehmens Idealworks. Das intelligente Unterfahrmodul des autonomen mobilen Roboters (AMR) navigiert frei im Raum, weicht Hindernissen aktiv aus, kommuniziert über das Internet und ist an unterschiedlichen Stellen im Lager einsetzbar.
Matchmaker+
Die Welt der Intralogistik wird vielfältiger. Dabei sind es zunehmend automatisierte Lösungen, die den Unternehmen dabei helfen, ihren innerbetrieblichen Warenfluss noch effizienter zu gestalten. Der Fokus liegt auf Einsatzszenarien, bei denen nicht nur einzelne, sondern vernetzte Transportaufgaben von automatisierten oder autonomen Fahrzeugen erledigt werden. Für diese anspruchsvollen Flottenlösungen sind Fahrzeuge nötig, die selbstständig, in Echtzeit und im Zusammenspiel mit anderen Fahrzeugen und Personen schnell und sicher agieren.
Kooperation mit Idealworks
„Mit dem Linde C-Matic HP bieten wir unseren Kunden einen autonomen, mobilen Transportroboter an, der Fahraufträge auf unterschiedliche Weise empfangen kann. Zudem ist er fähig, temporären und permanenten Hindernissen geschickt auszuweichen, wodurch er für den gemischten Betrieb mit manuellen Flurförderzeugen perfekt geeignet ist“, sagt Stefan Prokosch, Senior Vice President Brand Management Linde MH. Interessant ist der autonome Roboter für Kunden, die ihre Transportlogistik konsequent automatisieren wollen und auf moderne, intelligente Automatisierungslösungen setzen, beispielsweise in der Industrie oder der Getränkebranche. „Wir arbeiten hier eng mit unserem Partner Idealworks zusammen – einem innovativen Portfolioanbieter im Bereich der Automatisierung, der den unter dem Namen iw.hub bekannten Transportroboter entwickelt hat und auch für dessen Produktion verantwortlich ist“, ergänzt Prokosch.
Die maximale Tragfähigkeit des Linde C-Matic HP (High Performance) beträgt eine Tonne, die maximale Geschwindigkeit liegt bei 2,2 Meter pro Sekunde. Mit nur 222 Millimeter Höhe sind die Fahrzeuge flach und erleichtern das Unterfahren und Aufnehmen von Paletten oder Transportgestellen mit Rädern. Die Navigation erfolgt auf Basis der Slam-Technologie mittels vorab eingelesener Karte des Lagers und der am Fahrzeug installierten Kamera und Scanner. Zusätzliche Marker, Magnete oder QR-Codes sind nicht erforderlich. Weiterer Bestandteil der Lösung ist neben dem Fahrzeug und den Trolleys die Ladestation.
Hinderniserkennung und flexible Lastaufnahme
„Eine besondere Herausforderung im Mischbetrieb stellen andere Fahrzeuge, Objekte und Personen dar. Plötzlich auftauchende Hindernisse können zu Unterbrechungen im Materialfluss führen, die sich aufsummieren und für spürbare Verzögerungen in den folgenden Prozessen sorgen“, schildert Prokosch. Der neue Transportroboter erkennt die Hindernisse über den Safety Scanner und errechnet basierend auf dem erkannten Objekt kurzfristig eine alternative Route. Das spart Zeit und sorgt für kalkulierbare Abläufe. Eine weitere deutliche Verbesserung der Workflows wird durch die flexible Lastaufnahme erreicht. Damit kann der Transportroboter auch Lasten aufnehmen, die nicht exakt im rechten Winkel zur Fahrbahn stehen, sondern leicht verschoben sind; in diesem Fall richtet sich das Fahrzeug entsprechend aus, bevor es unter den Warenträger fährt.
Für eine schnelle und kostengünstige Implementierung der Geräte sorgt die cloudbasierte Steuerungssoftware Anyfleet. Hier können mittels Dialogen und einem grafischen Editor sowohl die Fahrzeuge eingerichtet als auch Zonen und Verhaltensregeln festgelegt werden. Aufwendige Programmierungen entfallen, was sowohl die Ersteinrichtung als auch spätere Änderungen vereinfacht. Ein weiterer Vorteil: Die Cloud-Plattform unterstützt den Schnittstellenstandard VDA 5050, wodurch sich der Linde C-Matic HP leicht mit anderen Fahrzeugen kombinieren lässt.
Vom Forscherteam zum Unternehmen
Auf Basis der Fachkompetenz von BMW in der Logistik entstand 2015 ein betriebsinternes Produkt, um den Warenumschlag und die Intralogistik in allen BMW-Werken zu unterstützen – der intelligente Transportroboter STR. Er bewegte Container durch die Fabriken und transportierte Material zur Produktionslinie. Unter Verwendung recycelter Batterien aus dem Elektrofahrzeugprogramm entwickelte sich der STR zu einer kostengünstigen Lösung für die AMR-Anforderungen im Betrieb. In der folgenden Zeit wurde die Funktionalität des Transportroboters zunehmend verfeinert. Mit der Nutzung von Embedded Computing, der Verbesserung der KI-Intelligenz und die Bildung neuer Partnerschaften sollte die Entwicklung des AMR in der Automobilindustrie vorangetrieben werden. Das internationale Forscherteam in München baute Beziehungen zu weltweit führenden Forschungsuniversitäten und Industriepartnern auf – und wurde 2020 in ein eigenständiges Unternehmen, Idealworks, integriert. Ziel ist es, den AMR zur Norm in der alltäglichen Intralogistik zu machen und neue Märkte zu erschließen.