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Moderne IT bringt Flexibilität ins Multi-Channel-Lager
Neue Technologien, verändertes Kundenverhalten und neue Wettbewerber zwingen viele Unternehmen zu Änderungen ihrer traditionellen Geschäftsmodelle und Logistikprozesse. Moderne IT-Lösungen mit Funktionsumfängen für Auftragsfertigung im Multi-Channeling bieten Flexibilität. Ein Fachbeitrag von Hartmut Braun, Leiter Business Development bei PSI Logistics.
Ein harter Preiskampf, Multi-Channel mit wachsendem E-Commerce-Anteil und hoher Retourenrate, saisonale Schwankungen sowie der omnipräsente Treiber Digitalisierung prägen gegenwärtig die logistischen Prozesse – vor allem bei Handelsunternehmen. Parallel dazu ermöglichen die rasanten Technologieentwicklungen etwa in den Bereichen Sensorik, Bilderfassung und Robotik vollkommen neue Konzepte für Anlagen, Materialflüsse und die innerbetrieblichen Transporte. Zunehmend gilt es, bei der Prozessoptimierung neue Identifikationslösungen, fahrerlose Transportsysteme (FTS) und künftige Technologieentwicklungen zu integrieren, um Effizienzpotenziale auszuschöpfen.
Up-to-date: der „Adaptive Auftragsstart“
Vor diesem Hintergrund fällt dem prozessführenden Warehouse Management System (WMS) in den Logistikzentren eine besondere Bedeutung zu. Gefordert sind innovative und stabile Funktionsumfänge sowie – im individuellen Zuschnitt – maximale Flexibilität bei der Anpassungs- und Integrationsfähigkeit. Das gilt für das Customizing und eine problemlose Einbindung in die vorhandene IT-Infrastruktur ebenso wie für die modulare, nach individuellen Prozessanforderungen kombinierbare Konzeption eines WMS sowie für seine Release- und Upgrade-Fähigkeit. Mit den verfügbaren Funktionsmodulen deckt etwa das PSIwms aus der PSI Logistics Suite die zentralen Logistikprozesse bereits in seinem Standard ab, mit der Release- und Upgrade-Fähigkeit bleibt das inzwischen mehrfach ausgezeichnete PSIwms stets auf dem aktuellen Stand der Technik. Ein Beispiel dafür: der „Adaptive Auftragsstart“.
Mit dieser Optimierungsfunktion kommt leistungsstarke Fuzzylogik zum Einsatz, die viele Lagerkennzahlen nach konfigurierbaren Parametern ausbalanciert und die Prozesse entsprechend steuert. Die Prozessveränderungen werden nach vorgegebenen Parametern und Schwellenwerten automatisiert und selbstständig vom PSIwms durchgeführt. Um die Performance im Lager zu verbessern, stößt der adaptive Auftragsstart beispielsweise die Auftragsbearbeitung dann automatisch beispielsweise nach Priorität oder Auslastung an oder hält die Bearbeitung von Aufträgen zurück. Das sorgt für eine gleichmäßige Auslastung der Arbeitsbereiche unter Berücksichtigung aller definierten Restriktionen – von den Ressourcenkapazitäten bis zum optimalen Energieverbrauch.
Die Veränderungen in der Intralogistik erfolgreicher Unternehmen und die exponierte Bedeutung, die dabei einem zukunftsfähigen WMW zufällt, zeigt das Beispiel des in Hamburg ansässigen Schuhhandelsunternehmen Ludwig Görtz GmbH. Das Zentrallager ist seit rund 50 Jahren in Norderstedt, vor den Toren der Hansestadt, eingerichtet. Mehr als 160 Filialen in ganz Deutschland werden von dort aus versorgt. Insgesamt werden rund 500 Container mit mehr als 5,5 Millionen Paar Schuhe pro Jahr umgeschlagen.
Die Neustrukturierung des Logistikzentrums begleitet und führt seit 2009 das PSIwms. Seitdem deckt das PSIwms funktional die verschiedenen Projektphasen der zunehmenden Prozessautomation ab. Fördertechnik und Sorter sowie die koordinierte Prozesssteuerung werden ohne separaten Materialflussrechner direkt aus dem PSIwms angesprochen. Die Kommissionierung erfolgt in den verschiedenen Lagerbereichen mit Unterstützung eines Pick-by-Voice-Systems und – im Hochregallager – einem Staplerleitsystem (SLS), das zum Funktionsumfang des PSIwms zählt.
Weitere Effizienzsteigerungen spürbar
Den vorläufigen Abschluss dieser Entwicklung kennzeichnet die Ausrichtung der Intralogistik von Görtz auf eine direkte Anbindung des Online-Shops an die Intralogistik. Das PSIwms steuert die effizienten Prozesse zur Bedienung aller Multi-Channel. „Nach Einbindung der neuen Fördertechnik und Anbindung des Online-Shops an das PSIwms sind nach Übernahme der Multi-Channel-Prozesse weitere Effizienzsteigerungen deutlich spürbar“, resümiert Olaf Diekhoff, Prokurist und Leiter Supply Chain Management (SCM) bei Görtz. „Einen Quantensprung für unsere Lieferqualität.“
Auch bei dem Online-Optiker Mister Spex sorgt das PSIwms für effiziente Logistikprozesse hinter den Web-Shop (Anm. d. Red.: siehe materialfluss 4/2018). Im Logistikzentrum, von wo aus Mr. Spex europaweit mehr als zwei Millionen Online-Kunden und ein Partnernetzwerk mit mehr als 550 lokalen Augenoptikern in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden bedient, übernimmt das PSIwms die Lagerverwaltung und Fertigung der B2B- und B2C-Aufträge, koordiniert die termingerechte Produktionsversorgung – und steuert die Bearbeitung eines extrem hohen Retourenanteils. Denn es gehört zum Geschäftsmodell von Mister Spex, den Kunden für ihre Entscheidung bis zu vier Brillengestelle zur Anprobe zuzusenden. Alle vier werden wieder zurückgesendet – im Regelfall mit Entscheidung und Auftrag für die Fertigung mindestens einer Brille. Das PSIwms übernimmt die Vereinnahmung, die Zuleitung an Qualitätskontrolle und ordnet die Retouren den Prozessschritten Einlagerung, Reparatur, Auftragsprüfung, Produktion, Versand zu. „Mit der Upgrade- und Release-Fähigkeit des PSIwms sehen wir uns zudem für künftige Entwicklungen beim Wachstum des Aufkommens wie bei Prozessoptimierungen, Technologien und Systemfunktionen optimal aufgestellt“, resümiert Javier Carvajal Vargas, Chief Operation Officer bei Mister Spex.
Die Beispiele zeigen: Wirtschaftlicher Erfolg im Online-Handel ist abhängig von der Effizienz der Logistik. Insbesondere der Handel muss seine Intralogistik dabei auf die Bündelung und Bedienung mehrerer Kanäle in Multi-Channel-Lagern ausrichten. WMS wie das PSIwms begleiten die Umgestaltungsprozesse in jeder Phase.