Behälter- & Palettenpooling

Martin Schrüfer,

„Marktführer in einem atomisierten Markt“

Mit einem europaweiten Netzwerk, intelligenter Software und einem nachhaltigen Ansatz will das Pooling-Unternehmen PAKi Logistics punkten. Im Interview erklärt Marc Groenewoud, CEO des Unternehmens, seine Strategie für die kommenden Jahre.

© PAKI

materialfluss: PAKi Logistics hat einen Marktanteil von 3 bis 4 Prozent im europäischen Open-Pool-Ladungstransportgeschäft – wie lange wird es Ihrer Meinung nach dauern, bis der Anteil zweistellig wird?

Marc Groenewoud: Mit dem Marktanteil von 3 bis 4 Prozent sind wir der Marktführer in einem atomisierten Markt. In einem solchen Markt ist allerdings der individuelle Marktanteil eher unwichtig. Unser Ziel ist es, das Geschäft in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln und die Marktführerschaft weiter auszubauen. Die Rentabilität eines Poolers hängt dabei stark von der Stärke seines Netzwerks ab. Je dichter sein Netzwerk an Kunden ist und je ausgeglichener die einzelnen regionalen Verschiebungen der Paletten sind, desto effizienter und damit rentabler wird ein Pooler.

mfl: Welchen Vorteil erhoffen Sie sich aus der Internationalität, mit der PAKi Logistics aufgestellt ist?

Groenewoud: PAKi Logistics ist der einzige Pooler für EPAL-Europaletten, der über ein dichtes europaweites Netzwerk verfügt. Mit 280 Depots und über 10.000 Ladestationen können wir jederzeit und an jedem Ort in Europa Paletten zur Verfügung stellen oder entsorgen. Gerade für viele international agierende Retailer, Speditionen und Hersteller ist das der entscheidende Grund, mit PAKi zusammenzuarbeiten. Bei der Internationalisierung folgen wir in der Regel unseren Großkunden. Expandiert beispielsweise ein großer internationaler Retailer nach Litauen, dann stellen wir dort zunächst die Versorgung und Entsorgung für diesen Großkunden sicher. Danach akquirieren wir in Expansionsland weitere Kunden, die dann idealerweise gegenläufige Warenströme aufweisen.

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mfl: PAKi wächst in verschiedenen Märkten, unter anderem auch in Osteuropa – welchen Dämpfer erwarten Sie durch den Ukrainekrieg?

Groenewoud: Die Ukraine hat im letzten Jahr 2,7 Mio. Kubikmeter Holz und 15 Mio. Paletten produziert, die vornehmlich nach Westeuropa exportiert wurden. Hinzu kommt, dass Russland und Belarus durch die verhängten EU-Sanktionen kein Holz mehr in die EU liefern dürfen. Auch die durch den Krieg gestiegenen Energiekosten haben einen großen Einfluss auf den Palettenmarkt. Neben den Transportportkosten werden vor allem die Kosten für die Hitzebehandlung von Paletten gemäß ISPM 15 Standard steigen. Als Resultat erwarte ich eine geringere Verfügbarkeit von Paletten und steigende Preise, vor allem für neue Paletten.

mfl: Ist PAKi bereits auf dem russischen Markt aktiv?

Groenewoud: Nein, PAKi bedient keine Kunden in Russland und bezieht auch keine Paletten von dort.

mfl: Mit dem eVoucher und der Drop & Drive App hat PAKi Aufsehen erregt – wie sieht die weitere Roadmap in Sachen Digitalisierung aus? What’s next?

Groenewoud: Vor allem der PAKi eVoucher stellt einen Quantensprung in der Digitalisierung des Palettentausches dar. Fast 10 Millionen Palettenbewegungen wickeln wir mittlerweile über eVouchers ab. Aktuell führen drei weitere Retailer den PAKi eVoucher als präferiertes Medium ein. Der klassische Palettenschein hat mehr und mehr ausgedient. In unserer Roadmap konzentrieren wir uns auf die Weiterentwicklung unseres Portals mit zusätzlichen Funktionen, besserer UX und garantierter 24/7-Verfügbarkeit. Unser Ziel ist es, bis 2024 über 90 % aller Palettenbewegungen digital über eVoucher und Portal abzuwickeln.

mfl: Sie planen mehr KI-Einsatz im Unternehmen. Sowas ist ja nicht einfach, woher wollen Sie die Entwicklungs-Ressourcen beziehen beziehungsweise wie aufbauen?

Groenewoud: Wir haben eine sehr gut ausgestattete IT-Abteilung mit hervorragenden Programmierern. So erstellen wir den Code für die meisten Apps und Programme selber. Für einzelne Projekte suchen wir uns zudem externe Unterstützung. Die größte Chance für KI sehe ich in der Optimierung des Matching-Prozesses zwischen Palettenfreistellungen und neuen Bestellungen. Heute wird dieser komplexe Prozess weitestgehend manuell und tagesaktuell gemacht. Aktuell entwickeln wir eine KI-Software, die mit Hilfe von selbstlernenden Algorithmen den Matching-Prozess optimiert und neben einer tagesaktuellen Planung auch eine 30-/60-/90-Tage-Planung ermöglicht. Gerade für unser internationales Netzwerk wird diese Software zu einem großen Effizienzgewinn bei der länderübergreifenden Disposition von Paletten führen.

mfl: Abschließend gefragt: PAKi tut viel nach eigenem Bekunden, um das Unternehmen und die Arbeit der Kunden noch nachhaltiger zu gestalten – wie sieht das konkret aus, und was folgt in den kommenden Monaten, um dieses Ziel noch mehr zu erreichen?

Groenewoud: Zunächst möchte ich klarstellen, dass das Pooling-Prinzip grundsätzlich nachhaltig ist. Die Verwendung von tauschfähigen Ladungsträgern optimiert die Logistikprozesse entlang der gesamten Lieferkette und führt so zu mehr Nachhaltigkeit. Ganz konkret bedeutet der Verzicht auf den physischen 1-zu-1-Tausch von Paletten, dass Lkw-Leerfahrten vermieden werden und bei Anschlussaufträgen die volle Ladungskapazität eines Lkws zur Verfügung steht. Bei PAKi und bei unserer Unternehmensgruppe Faber Group gehen wir aber noch einen deutlichen Schritt weiter. Im Rahmen unserer Corporate-Social-Responsibility-Strategie haben wir uns dazu entschlossen, innerhalb der Gruppe nur noch nachhaltig produziertes Holz zu verwenden. Zusätzlich pflanzen wir für jeden gefällten Baum fünf neue. Hierfür wurden wir im vergangenen Jahr mit dem ecovadis Platinum Sustainability Award ausgezeichnet. Das bedeutet, dass wir hinsichtlich Nachhaltigkeit zu den Top-1-Prozent der Unternehmen unserer Branche gehören.

Mit Marc Groenewoud sprach Martin Schrüfer, Chefredakteur materialfluss.

Der Beitrag erschien in materialfluss 4/22.

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