Kommissioniertechnik
Startklar für weiteres Wachstum
Bei Jacoby Pharmazeutika läuft die neue Distributionslogistik im Vollbetrieb. Dank moderner Fördertechnik und Kommissionierautomaten verfügt das Pharmaunternehmen nun über eine Lösung, die für optimale Entlastung des Stoßzeitengeschäfts sorgt.
Als der Startschuss zum Projekt fiel, war Jacoby zu diesem Zeitpunkt bereits weit über seine Kapazitäten hinausgewachsen und mietete Hallen in der Nachbarschaft an. Auch das Arbeiten auf zwei Ebenen im Lager stand einer Weiterentwicklung im Wege. Schließlich verlangten auch neue gesetzliche Rahmenbedingungen in Österreich (Arzneimittelbetriebsordnung) und die Vorgaben auf EU-Ebene (GDP) nach weiteren qualitativen Schritten in wichtigen Bereichen.
Hinzu kommt, dass es bei dem Unternehmen im Großhandel ein Stoßzeitengeschäft gibt. 50% der hier getätigten Kommissionierungen fallen während zweier Stunden am Tag an. Diese spezielle Situation erforderte bereits in der Planungsphase eine genaue Identifikation der schnell, mittel und langsam drehenden Artikel, um dadurch etwa die Automatisierung und den Versand ausreichend zu dimensionieren. Den Auftrag erhielt SSI Schäfer. Im Großhandel mit Apotheken deckt Jacoby etwa 25% des Marktes in Westösterreich ab. Das bedeutet in der Anlieferung vielfältige Losgrößen und im Output Klein- und Kleinstmengen aus einem Lager von 25 000 Artikeln.
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Im Generalvertrieb für das gesamte österreichische Bundesgebiet erreicht Jacoby 1 200 Kunden. Hier sind die Mengen sowohl in der An- als auch in der Auslieferung an Großabnehmer umfangreicher. Teilweise docken komplette Lkw- Züge bei Jacoby an. Auch die Auslieferung kann durchaus auf einer oder mehreren Paletten erfolgen. Der Umschlag dieser Volumina verlangt im Aufbau des Lagers ganz andere Voraussetzungen als im Bereich des Medikamenten- Großhandels. Schließlich ist Jacoby auch als Hersteller tätig. Die Abläufe sind im Prinzip dem Depotgeschäft ähnlich. Jedoch sind die Abläufe durch die erforderlichen Rückstellmuster und Chargenfreigaben im Detail doch wieder sehr verschieden.
Aufwand wegen mehrerer Ebenen Eine zukunftssichere und mit genügend Reserven ausgestattete Automatisierung war eine von mehreren zentralen Aufgabenstellungen, die Jacoby für das Vorhaben definierte. Eng damit verbunden war die Optimierung des gesamten Warenflusses. Im Fokus stand dabei die Tatsache, dass das Lager auf zwei Ebenen geführt wurde, wodurch erheblicher Zusatzaufwand entstand. Einerseits waren so beim Erfassen der einlangenden Ware und beim Ausliefern der Bestellungen zahlreiche manuelle Zwischenschritte erforderlich.

Gleichzeitig konnten in dieser Konfiguration auch bereits erkannte Effizienz-Potenziale nicht erschlossen werden, sei es auf der Kostenseite, sei es im Bereich der Performance beim Kunden. „Als Großhändler sind wir hier in der doppelten Verantwortung. Mit der hochgradigen Verzahnung von Groß- und Einzelhandel sind wir ganz besonders gefordert, zur Kundenzufriedenheit in der Apotheke beizutragen. Unabhängig davon haben wir unsere eigenen Qualitäts-Ziele, die als Prozess im Prozess selbstverständlich laufend nachjustiert werden.“
Das endgültige Go für die neue Logistik bei Jacoby war schließlich die Möglichkeit, ein benachbartes Grundstück erwerben zu können. Denn nur so konnten alle Potenziale des Vorhabens vollständig ausgeschöpft werden: So war die Einbindung der 2006 bereits bestehenden Infrastruktur ein wichtiger Punkt im Pflichtenheft. Diese konnte aber nur mit Zusatzflächen realisiert werden. Eng damit verbunden war das Projektziel, den gesamten Warenfluss auf einer einzigen Ebene abzuwickeln.
Auch hier ergaben die Planungen, dass dies nur mit zusätzlichem Flächen möglich sein würde. Nicht zuletzt machte eine Erweiterung des Areals für Jacoby nur dann Sinn, wenn sie auch Reserven mit sich brachte, die dem Unternehmen für weitere Schritte in diesem Bereich Unabhängigkeit bieten konnte. Mit eingeplant wurde auch die Verwendung einer zweiten, kleineren Behältergröße, um im Kurierfahrzeug Stauraum sparen und damit längere Touren planen zu können. Dazu kann auch die manuelle Nachverdichtung der Artikel in den Behältern beitragen. Entsprechend wird bei Jacoby über eine automatische Deckelung, die zweifellos ebenfalls Vorteile bietet, noch nachgedacht.
Möglichst weit reichende Automatisierung der Kommissionierung und höchstmögliche Entlastung des Stoßzeitengeschäfts: Aufgrund dieser beiden Projektvorgaben ist der SSI Schäfer Peem Kommissionier-Automat „S-Pemat“ für schnell drehende Artikel bei Jacoby die richtige Wahl. Die modulare Bauweise des Systems und die Möglichkeit, seine Leistungsfähigkeit genau an die Anforderungen des Kunden anzupassen, führen hier zu einer maßgeschneiderten Konfiguration. Durch die Doppelfunktion von Lagerung und Kommissionierung kann die Befüllung des Kommissionier-Automaten zeitlich und im Personaleinsatz flexibel abseits der Stoßzeiten durchgeführt werden.
Der Automat ist bei Jacoby auf 1 200 Aufträge/Stunde ausgelegt. Insgesamt 1 700 Artikel sind im A-Frame untergebracht. Auf diese Weise kann Jacoby 44% seiner Auftragszeilen allein mit diesem System abarbeiten. Zentrales Steuerungsinstrument der neuen Logistik bei Jacoby ist der Lagerrechner, der die Behälter am I-Punkt identifiziert und einem Auftrag zuordnet. Gleichzeitig werden hier der Lieferschein für den Kunden und der Kommissionierschein beigelegt. Die Dokumente werden in einem Druckvorgang generiert.
Die Artikel sind darauf in unterschiedlicher, für den jeweiligen Nutzer optimalen Reihenfolge gelistet. Mit dem Lagerrechner wurde eine intelligente und flexible Automatisierung realisiert, die die Wege der Boxen nach mehreren Parametern optimiert und somit die Durchlaufzeit reduziert. So können etwa Behälter umgeleitet werden, wenn die nächste Station auf dem berechneten, optimierten Weg belegt ist. Die Behälter nehmen inzwischen Artikel an anderen Stationen auf und kehren in Folge automatisch wieder an die zuvor übersprungene Station zurück.
Die Fehlerquellen im Visier Im Bereich der manuellen Kommissionierung ist Jacoby dabei, Funk-Handscanner einzuführen. In der Übergangszeit wird im Mischbetrieb kommissioniert, mit konventionellen Listen und parallel dazu mit Handscannern. Das bietet den Mitarbeitern zunächst die Möglichkeit, sich ohne Druck an die neue Technologie zu gewöhnen.

Gleichzeitig besteht nur durch diese gezielte Redundanz die Chance, allfällige Fehlerquellen bei der elektronischen Identifikation (Lagersystem vs. Produktkennung) festzustellen und zu bereinigen. Vor allem aber führt der Einsatz der Handscanner eine zusätzliche Qualitätsebene ein, da zum einzelnen Artikel zusätzliche Daten wie z. B. Chargennummer mit erfasst werden können. Am I-Punkt wiederum werden Effizienz- Potenziale genutzt, da hier die Belegerstellung gänzlich entfällt.
Jacoby Pharmazeutika AG, www.jacoby.at SSI Schäfer, E-Mail: info@ssi-schaefer.de, www.ssi-schaefer.de