Lagerautomatisierung

Daniel Schilling,

Logistik-Automatisierung für alle

Wenn es um Automatisierung im Lager geht, dann richtet sich der Blick meist auf die großen Anlagen und Unternehmen. Warum es aber gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen sinnvoll sein kann, ihre Intralogistik zu automatisieren, darüber sprach materialfluss mit Philipp Brünsing, Prokurist und Head of Project Sales Central Europe für Products & Equipment bei SSI Schäfer.

Philipp Brünsing, Prokurist und Head of Project Sales Central Europe für Products & Equipment bei SSI Schäfer. © SSI Schäfer

materialfluss: Trügt die Einschätzung oder gehen tatsächlich auch immer mehr kleinere und mittelständische Unternehmen dazu über, ihre Intralogistikprozesse zu automatisieren? Was versprechen sie sich von diesem Schritt und warum sollten sie es überhaupt tun?

Philipp Brünsing: Diese Einschätzung kann ich nur teilen – immer mehr kleine und mittelständische Betriebe informieren sich über den Weg in die Automatisierung und gehen diesen auch sukzessive und mit Bedacht an. Sie kennen sich in ihrem Kerngeschäft sehr gut aus, jedoch wird die Logistik oft sehr stiefmütterlich behandelt. Viele haben in der Vergangenheit keine direkte Wertschöpfung in den innerbetrieblichen Prozessen gesehen. Dieses Denken hat sich durch die während der Corona-Pandemie gemachten Erfahrungen und den zunehmenden Fachkräftemangel deutlich geändert. Die Unternehmen sehen immer mehr die Notwendigkeit, Teilprozesse im Lager zu automatisieren, um bei erhöhter Reaktionsfähigkeit ressourcenunabhängiger zu sein, konstante und effizientere Abläufe zu gewährleisten und sich zukunftssicher aufzustellen. Eine Teilautomatisierung kann unter anderem dazu führen, dass man anstelle von zwei Schichten mit einer Schicht auskommt. Auch lässt sich neues, etwa durch verstärktes E-Commerce-Geschäft bedingtes Wachstum mit der bestehenden Belegschaft sehr gut bewältigen, da zum Beispiel Transportaufgaben durch unsere Automated Guided Vehicles (AGVs) wie dem Weasel übernommen werden können. Das Personal wird entlastet und kann sich mit seinen Fähigkeiten anderen anspruchsvolleren Aufgaben widmen.

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materialfluss: Wie könnte aus Ihrer Sicht ein gelungener Einstieg in die Automatisierung aussehen?

Brünsing: Diese Frage ist grundsätzlich sehr unternehmens- und prozessabhängig, jedoch ist aktuell ein Trend erkennbar, der das Thema "Wegeoptimierung" beziehungsweise "Ware zur Person" immer mehr in den Vordergrund stellt. So konzentrieren sich viele Kunden derzeit auf die innerbetrieblichen Warentransporte, um zunächst diesen Teilbereich zu automatisieren. Dennoch haben manche vor diesem Schritt Vorbehalte. Daher ist es sinnvoll, zum Beispiel mit einem oder zwei AGVs zu starten und wiederkehrende Grundlasten durch die Geräte abwickeln zu lassen. Etliche unserer Kundinnen und Kunden, die auch diesen Weg wählten, haben nach und nach immer mehr Anwendungsfälle identifiziert, sodass dort inzwischen an mehreren Standorten in verschiedenen Bereichen Paletten-Ein- und -Auslagerungen mit AGVs von SSI Schäfer durchgeführt werden. Aber auch bei Fachbodengeschossanlagen oder Kleinteilen zeigt sich, dass Transporte durch eine Fördertechnik oder ein AGV wie dem Weasel anstatt eines Aufzugs oder über die Treppe übernommen werden können. Unternehmen sparen so wertvolle Zeit und können die vorhandenen Ressourcen zielgerichteter und effektiver einsetzen.

materialfluss: Oftmals ist der Wunsch da, es fehlt allein der Glaube. Trotz vielfach geäußerter Bereitschaft ist aber auch Skepsis nach wie vor weit verbreitet. Automatisierung sei vor allem teuer und aufwendig. Mit welchen Argumenten lassen sich diese Sorgen entkräften?

Brünsing: Mit Sorgen haben Sie aktuell in jedem Gespräch zu tun. Als SSI Schäfer ist es uns wichtig, Bedenken ernst zu nehmen und in ausführlichen Beratungsgesprächen Verbesserungspotenziale anhand in Betracht kommender Lösungen aufzuzeigen. So ist es möglich, ein Gespür dafür zu schaffen, dass Automatisierung ein entscheidender Stellhebel für erhöhte Prozesssicherheit bei sinkenden Logistikkosten und eine nachhaltig gestärkte Wettbewerbsfähigkeit ist. Die intensive Auseinandersetzung kann aber auch dazu führen, dass wir einem Kunden in einem Bereich von der Automatisierung abraten, jedoch einen anderen als sehr zielführend erachten. Dieser kritische Austausch mit den Kunden und die Diskussion über gewisse Bereiche lassen das Vertrauen wachsen. Klarer Vorteil von SSI Schäfer ist, dass wir alle Segmente von manuellen bis vollautomatischen Applikationen – ob klein oder groß – abdecken können. Für den Einstieg in die Teilautomatisierung bieten wir beispielsweise mit dem Lagerlift SSI Logimat und dem AGV Weasel, oder auch mit unseren Schwerlastverschieberegalen und AGVs, kombinierte Lösungen zu attraktiven Konditionen an. Diese lassen sich praktisch per Plug & Play installieren und in Betrieb nehmen, sodass neben der Initialinvestition auch der Integrationsaufwand gering ist. Ein gewisser Unsicherheitsfaktor bleibt jedoch bei jedem Kunden, der den ersten Schritt in die Teilautomatisierung geht. Hier gilt es, mit einem professionellen Projektmanagement den Weg bis zur Inbetriebnahme zu begleiten und aufkommende Fragen und Aufgabenstellungen lösungsorientiert anzugehen.

materialfluss: Abschließend offen gefragt: Warum sollten gerade kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ihre Pläne einem Global Player wie SSI Schäfer anvertrauen?

Brünsing: SSI Schäfer wird gerne als Global Player mit großen Projekten gesehen, unsere Stärke ist aber eben, dass wir nicht nur in großen Dimensionen denken können, sondern passgenaue Lösungen für alle unsere Kunden konzipieren und bereitstellen. Mit unseren unterschiedlichen Geschäftsbereichen sind wir auch genau so organisiert. Wir selbst betrachten uns eher als ein über viele Jahre gewachsener Mittelständler, der vor dem Hintergrund der eigenen Entwicklung die Herausforderungen, die KMUs auch im Zuge der Expansion zu meistern haben, sehr genau kennt. Als gewachsenes und etabliertes Unternehmen mit Aktivitäten in unzähligen Märkten sind wir vor Ort sehr nah bei unseren Kunden. Zu unserem Kerngeschäft gehört deshalb neben dem Millionenauftrag auch die gemeinsame, partnerschaftliche Projektrealisierung mit lokalen kleinen Unternehmen und dem Mittelstand.

Wir sind 2020 den Weg gegangen, genau für diese Art von Projekten einen Projektvertrieb zu gründen, der die Kunden, beginnend mit größeren Vorhaben bei manuellen Lagertechniksystemen bis hin zu semiautomatischen Lösungen inklusive Software, berät und unterstützt – alles aus einer Hand und ohne zeitraubende Schnittstellproblematik, die sich bei mehreren Gewerke-Anbietern häufig zwangsläufig ergibt. Parallel haben wir mit Blick auf die spezifischen Anforderungen unser Portfolio geschärft und frei kombinierbare Lösungspakete im Doppelpack geschnürt, über die wir eingangs bereits sprachen. KMUs können so mit der Teilautomatisierung in kleinerem Umfang beginnen und die modular konzipierten, skalierbaren Systeme in der Folgezeit Schritt für Schritt ausbauen. Sie wachsen parallel zur Entwicklung eines Unternehmens quasi mit.

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