Förder- & Hebetechnik
Unverzichtbar in der Intralogistik: Sorter
Immer wenn es um das schnelle Erfassen, Sequenzieren, Transportieren sowie das präzise Zuordnen und Verteilen auch größter Waren- und Paketvolumina geht, erweisen sich Sorter als unverzichtbare Intralogistiksysteme. Aktuelle Beispiele zeigen die Zuverlässigkeit und das breite Einsatzspektrum von Sorter-Technologien.

Das neue Paketumschlagzentrum von DPD in Erftstadt bei Köln zählt europaweit zu den leistungsstärksten und modernsten Standorten von DPD. Die Sortersysteme in der 1,3 Hektar großen und mit 320 Toren ausgestatteten Umschlaghalle transportieren und sortieren mehr als 18.000 Pakete pro Stunde. Vanderlande Industries hat das Zentrum als Generalunternehmer mit dieser leistungsstarken automatischen Sortier und Fördertechnik ausgestattet.
Der Ablauf ist wie folgt: Die von den Lkw angelieferte Ware wird in der Entladehalle über 24 ergonomische Teleskopgurtförderer – 12 je Gebäudeseite – entladen, wobei Mitarbeiter die Packstücke über 24 Eingangslinien parallel in das System aufgeben. Zuvor werden die unterschiedlichen Kartons und Produktgruppen nach Größe und Gewicht separiert: Per 3SeitenScannung und Waage wird entschieden, ob es sich um Kleinpakete („Smalls“), normale Pakete („Normals“) oder nicht förderbare Produkte („NonConveyables, NC“) handelt. Anschließend werden die Produkte zunächst ihren spezifischen Sortern zugeführt. Die NCFördertechnikstrecke liegt zentral im Entladegebäude und mündet in einen zentralen Bearbeitungsplatz, von dem die NC durch manuelle Sortierung auf die Fördertechnik zu den jeweiligen Beladefingern verbracht werden.
Kleinteilesendungen werden einem „Split Tray Sorter“ mit einer Sortierleistung von 6.000 Paketen pro Stunde zugeführt. Die zu sortierenden Kleinpakete werden einzeln manuell in Sorter Trays eingelegt. Diese öffnen sich über dem jeweils zugewiesenen Sortierziel – insgesamt gibt es 200 – zweigeteilt gegengerichtet nach unten, so dass das Fördergut in den Zielbehälter gelangt.
Für Pakete und Reifenstapel gleichermaßen geeignet
Als Ausgangssorter für die Normalpakete fungieren zwei korrespondierende Sortierkreisläufe, für die Sorter des Typs „Crossorter 1500“ installiert sind. Die jeweils mehr als 400 Meter langen Systeme sind 2,5 Meter pro Sekunde schnell, nehmen maximal 1.500 Millimeter lange und bis zu 800 Millimeter breite Packstücke aber auch Reifen und Reifenstapel auf und bieten eine technische Sortierleistung von mehr als 11.000 Paketen pro Stunde. In den als Herzstück der Anlage fungierenden Sorter werden auch die am Kleinteilesorter konsolidierten Sendungen über integrierte Fördertechnik automatisch zugeführt.
Für die beiden SorterKreisläufe sind insgesamt 164 Ausschleusungen installiert: Die 120 als SchwerkraftStaustrecken konzipierten Wechselbrücken (WB)Ausschleusungen sind jeweils an ein WBTor und ein Rollenteleskopsystem angeschlossen. Die 44 KleinfahrzeugAusschleusungen münden in eine Staubahn, die sich in der Regel über vier Ladetore erstreckt.
Linearsorter für bis zu 24.000 Artikel pro Stunde
Dematic entwickelt und fertigt eine umfangreiche Produktlinie an Sortern und Sortiersystemen, sich an die vielfältigen Anforderungen des Warendurchsatzes in Lagern und Distributionszentren anpassen lassen. Die Systeme werden unter anderem von Handelsketten und Distributoren, Versandhäusern, OnlineWarenhäusern, 3PL, Lebensmittelproduzenten, Hardwareherstellern, Fracht und Paketdiensten für eine zuverlässige HochgeschwindigkeitsProdukt und Paketsortierung eingesetzt.
Die Hochleistungs-Sorter und Sortiersysteme sind mit einem erweiterten Steuerungssystem ausgestattet. Dieses unterstützt die Visualisierung und funktionale Steuerung der Subsysteme für die Zusammenführung, Einspeisung und Sortierung. Auf das Steuerungstsystem wird über das Dematic ITPortal zugegriffen, eine webbasierte Schnittstelle der Dematic IT Warehouse Control Suite. So bieten die Sortiersysteme eine erweiterte Benutzersteuerung für die HardwareVerwaltung, Diagnose und die Leistungsüberwachung.
Der FlexSort SL2 LinearSorter von Dematic ist für lange Betriebszeiten und hohe Durchsatzraten zwischen 9.000 und 24.000 Artikel pro Stunde konzipiert und bietet zwei Vereinzelungsmethoden: Bei der Winkelausschleusung schiebt das Stückgut angewinkelt von der Sorterstrecke, während die ParallelAusschleusung kleinere Lücken zwischen den Kartons und somit mehr Durchsatz bei geringerer Sortiergeschwindigkeit erlaubt. Mit seinen redundanten Antriebsmotoren kann der FlexSort SL2 in Anwendungen bis zu 400 Metern Länge eingesetzt werden.
Hochgeschwindigkeitssorter: Ab 20 Gramm bis 75 Kilogramm
Der CrossbeltSorter FlexSort SC3 von Dematic ist eine HochgeschwindigkeitsSortierlösung für hohe Durchsatzraten in Distributionszentren. Das System für die schnelle und schonende Sortierung eines breiten Produktspektrums verbindet verschiedene Bereiche und Funktionen wie Verdichtung, Transport und Versand. Die GurtfördererTransportmodule garantieren die zuverlässige Sortierung von Versandbeuteln, Stückgut, Kartons und Behältern ab einem Gewicht von 20 Gramm bis zu 75 Kilogramm. Jedes einzelne Sortiergut wird während des gesamten Einschleusungs, Transport und Verteilprozesses genauestens kontrolliert und nachverfolgt. Zudem können die Betreiber durch den Einsatz von Synchronmotoren mit dem FlexSort SC3 bis zu 50 Prozent Energiekosten im laufenden Betrieb sparen.

Wenn es um Fördertechniklösungen und beispielsweise auch um Sorterzuführungen geht, bietet Dematic mit dem flexibel konfigurierbaren Modular Conveyor System (MCS) eine komplette, weltweit identisch verfügbar Produktfamilie im Fördertechniksegment. Mit seinen vielseitig kombinierbaren Modulen und dem breiten Funktionsspektrum lässt sich das für unterschiedliche Transportgüter und größen geeignete System auf die jeweils kundenindividuellen Anforderungen zuschneiden. Das Komponentenspektrum mit mehr als 30 Modulen reicht von kompakten, rollenbasierten FörderstreckenWechslern über rechtwinklige Ein und Aussteuerungen bis hin zu Umsetzrollen.
Hochleistungssorter für 1,5 Millionen Packstücke pro Tag
Im neuen Distributionszentrum des chinesischen ECommerceSpezialisten CNSS in Danyang, 300 Kilometer westlich von Shanghai, hat TGW 7,5 Kilometer Fördertechnik installiert. Von hier aus werden bis zu 7.500 Packstücken pro Stunde versendet. Die per Lkw angelieferten Waren werden sofort der TGWFördertechnik übergeben, um sie automatisch mittels Funksystem einzulagern. „Wir haben alle Ebenen über unsere Fördertechnik verbunden und transportieren die Waren auf Förderern, drei Channelizern und über zwei Natrix Sorter“, erläutert Albert Fischlmayr, Project Manager bei TGW.
Die georderten Artikel werden in Behältern manuell auf die Förderstrecke aufgesetzt und ins Untergeschoss transportiert und dort zu einem PicktoWallSystem mit von beiden Seiten zugänglichen Regalen weiterbefördert. Auf der einen Seite stellen Kommissionierer die Waren in das vom PicktoLightSystem angezeigte Regal; auf der anderen Seite zeigt ein Lichtsignal dem Mitarbeiter an, sobald ein Auftrag fertig zum verpacken ist. Dann wird die in Kartons verpackte Ware zum Sorter weiterbefördert.
Der längste „Natrix“Sorter von TGW ist 100 Meter lang und verteilt die Packstücke über 30 Rutschen auf die jeweils zugewiesene Versandstrecke. Ein weiterer Sorter teilt über vier Rutschen die kommissionierten Behälter den richtigen PicktoWallStrecken zu.

Lücken schließen mit dem TrayDeck
Die Beumer Group hat für das Handling von Gepäckstücken an Flughäfen das TrayDeck entwickelt: „Tray Deck ist eine Vorrichtung, die wir an der Schale befestigen. Bewegt sich die Schale, um das Gepäckstück auszuschleusen, folgt TrayDeck exakt ihrer Bewegung und schließt damit permanent die Lücke – auch in Kurven,“ so Finn Laugesen, Director Customer Support bei der Beumer Group. Diese Lösung beeinflusst weder den Energieverbrauch noch die Kapazität der Sortieranlage.Betreiber erhalten von Beumer diese Vorrichtung nicht nur für Neuanlagen. Mit dem Plug-and-Play-System lassen sich auch bestehende Sorter einfach nachrüsten. Aktuell statten Betreiber von Flughäfen im nahen Osten sowie in Nord- und Südamerika ihre Gepäckförderanlagen mit TrayDeck aus.
CNSS kann mit diesem System je nach Kartongröße bis zu 7.500 Packstücke pro Stunde versenden. Laut TGW „eignet sich der Natrix Schuhsorter besonders zum Sortieren unterschiedlichster Güter mit verschiedenen Abmessungen im Hochleistungssortierbereich“. Ähnlich einem Balkenband wird das Fördergut durch AluminiumStrangpressprofile transportiert. Die Abschiebetassen sind auf diesen Profilen quer zur Förderrichtung verschiebbar und werden unterhalb des Sorterteppichs in Führungen geführt. An Zielbahnen stehen beispielsweise angetriebene oder nicht angetriebene Rollenförderer oder Rutschen zur Verfügung.
„Mit dem Ziel, der führende Lager- und DistributionsDienstleister weltweit zu werden, wollen wir mit Hilfe von Technik und Innovation neue Maßstäbe in der Branche setzen“, so Jay Wang, CEO bei CNSS. Daher statten wir unsere Distributionszentren mit Hochleistungssortern und Fördertechnik von TGW aus. Durch die Kombination von hervorragender Technik mit dem Knowhow professioneller Experten und maßgeschneiderter Software verfügen wir über die nötige Kapazität, durchschnittlich 1,5 Millionen Packstücke pro Tag abzuwickeln; in der Hochsaison werden wir täglich 2 Millionen Packstücke bearbeiten können.“
Brasilianische Post setzt auf Schweizer Sortertechnik

Sprung von China nach Brasilien: So hat Interroll mit dem amerikanischen Systemintegrator NPI einen Rahmenvertrag zur Lieferung von vier zusätzlichen Quergurtsortern mit dazu gehörender Fördertechnik an die Brasilianische Post unterzeichnet, nachdem bereits im November 2014 sechs Sorter bestellt worden waren. Der erste Sorter wird 2015 ausgeliefert, die letzten Sorter werden 2017 montiert.
Verdoppelung der Sortierleistung bei UPS
Der LogistikDienstleister UPS hat sein Hub in Nürnberg mit Systemen von Siemens Postal, Parcel & Airport Logistics erweitert. Mit der Modernisierung wird eine Verdoppelung der Sortierleistung von 15.000 auf 30.000 Pakete pro Stunde ermöglicht. Anstelle der bisherigen konventionellen Förderanlagen sind heute fünf Visicon Singulatoren und acht Sortieranlagen mit insgesamt 87 Endstellen im Einsatz.
„Es war uns sehr wichtig, dass der normale Geschäftsbetrieb bei UPS während des Einbaus unserer neuen Anlagen nicht beeinträchtigt wird“, so Michael Reichle, CEO von Siemens Postal, Parcel & Airport Logistics. Wie zuvor beim Ausbau des Luftfrachtdrehkreuzes von UPS in Köln/Bonn führte Siemens die Modernisierung auch hier im laufenden Betrieb durch. UPS, einer der größten Arbeitgeber am Nürnberger Hafen, sieht Nürnberg als wichtiges Drehkreuz für sein grenzüberschreitendes, europäisches Netzwerk und als Brücke zu weiteren Zielen in Länder wie Österreich, Bulgarien, der tschechischen Republik, Griechenland, Ungarn, Rumänien, der Slowakei, Slowenien und Italien.
Sortertechnik nach dem Plug&Play-Prinzip
Gebhardt Fördertechnik hat basierend auf seinem Flexconveyor, einem modularen, dezentralen Fördersystem, in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie, den GridSorter als Plug&PlaySorter entwickelt. Aufgrund seiner Modularität und dezentraler Steuerung kann er einfach in Betrieb genommen werden. Der Sorter besteht aus einer zusammenhängenden Fläche von 90GradUmsetzern und ist, wie Gebhardt Fördertechnik erläutert, „eine Art Schachbrett aus Fördermodulen, von denen jedes einzelne Daten verarbeiten und selbständig Entscheidungen treffen und ausführen kann.“
Hierfür sind Sensoren eingesetzt, welche die Position der Ladungsträger erkennen, und Aktoren, um die Ladungsträger zu bewegen. Die Aktoren und Sensoren sind an die Steuerung des Fördermoduls, die FlexBox, angeschlossen, damit diese, basierend auf den gelieferten Daten, Entscheidungen treffen kann. Die FlexBoxen benachbarter Module werden über Ethernet miteinander verbunden, um Kommunikation durch Nachrichtenaustausch zu ermöglichen.
Der GridSorter wird mithilfe einer Rahmenkonstruktion installiert, an der sowohl Zuführungen, Fördermodule und Abführungen einfach befestigt werden. Er bietet grundsätzlich ein vorteilhaftes Verhältnis von Durchsatz und Flächenbedarf. Die einzelnen Module haben je nach Layout eine unterschiedliche Auslastung, die sich dynamisch im Betrieb verändern kann. Wenig verwendete Module können für das Puffern von Fördergut genutzt werden. Die Endstellen können auf kleiner Fläche eng beieinander liegen und sind in der Anzahl variabel. Dadurch ergeben sich neben den traditionellen auch neue Anwendungsfelder, beispielsweise die Sequenzierung und Sortierung als Bindeglied zwischen AKL und Kommissionierarbeitsplätzen. Denn durch die Möglichkeit, Fördergüter auf dem Sorter zu puffern, kann die durchschnittliche Zugriffszeit verkürzt und die Kontinuität der Förderströme erhöht werden.
Reinhard Irrgang
Kontakt:
Beumer Group GmbH & Co. KG
Dematic GmbH www.dematic.com
Gebhardt Fördertechnik GmbH www.gebhardt-foerdertechnik.de
Interroll Fördertechnik GmbH www.interroll.com
TGW Logistics Group www.tgw-group.com
Siemens Postal, Parcel & Airport Logistics www.siemens.com/logistics
Vanderlande Industries www.vanderlande.com