Kommissioniertechnik

Kommissioniertechnik in der Lebensmittellogistik - Hohes Umschlagtempo gefordert

In der Lebensmittellogistik wird ein hohes Umschlagstempo gefordert. Das bedeutet: Zum Kommissionieren und Lagern bei den Herstellern und in den Distributionszentren der Filialisten benötigt man leistungsstarke, zugleich aber auch flexible Anlagen.

Die typische Filiale eines Lebensmittel-Supermarkts hat vielleicht 4 000 bis 6 000 Artikel im Angebot, bei einem Vollsortimenter sind es bis zu 40 000. Das Sortiment eines Discounters umfasst immerhin noch rund 1 000 Artikel - und das Filialnetz wird immer größer. Mit Blick auf die Logistik heißt das: Im Einzelhandel muss eine große Anzahl von Filialen in hoher Frequenz mit einem breiten Sortiment beliefert werden.

Versorgt werden die einzelnen Standorte zumeist aus großen Distributionszentren, in denen heterogene Güter gelagert und kommissioniert werden. Hier kann das Sortiment aus weit über 10 000 Artikeln bestehen, und die Aufgabe lautet: Waren, die in Kartons oder Trays ganz unterschiedlicher Größe angeliefert werden und in Pappe, Kunststoff oder Folie verpackt sind, müssen filialbezogen kommissioniert und auf einer Palette oder einem Roll- Colli gestapelt werden.

Viele Jahre lang schien diese Aufgabe zu komplex, als dass sie automatisiert werden könnte. Jetzt gibt es direkt mehrere Lösungen, um solche Mischpaletten automatisch zu kommissionieren. Witron hat für diese Aufgabe die „Case Order Machine" (COM) entwickelt, die mit einem Abschiebesystem als Hauptkomponente operiert und gemeinsam mit der „Order Picking Machinery" ein automatisches Kommissioniersystem bildet, das sich auch für Distributionszentren mit großer Warenvielfalt eignet: Nach Angaben von Witron können mehr als 90% eines typischen Sortimentes von 15 000 Artikeln über die COM zum Versand an die Filialen bereitgestellt werden.

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Ähnliche Aufgaben übernimmt der Automatied Mixed Case Palletiser (AMCAP) von Dematic. Er ist in der Lage, mit einem Universalgreifsystem verschiedene Gebinde wie Schachteln und Dosen im Papptray, Getränke und auch instabile Tissue-Gebinde zu stapeln, nachdem eine Software zuvor das zu bildende Packmuster errechnet hat. Die „richtige“, stabile Anordnung der hetrogenen Packstücke auf der Palette bzw. dem Colli ist eine der beiden Hauptaufgaben, die hier zu lösen sind.

Die zweite ist die Entwicklung eines Greifsystems, das für das Handling unterschiedlichster Güter bzw. Verpackungen geeignet ist. Mit dem Unigripper bietet die Fluidtechnik Bückeburg GmbH einen solchen flexiblen Greifer an, der auch zu einem flexiblem Lagengreifer, dem Layergripper, weiterentwickelt wurde.

Kombination von zwei Greifprinzipien Kernelement dieser Greifer sind Ventile, die nur dort ein Vakuum erzeugen, wo sich ein Packstück unter dem Greifer befindet. Mittlerweile steht die vierte Generation des Layergripper zur Verfügung, der mehr als 90% aller Produkte aus dem Sortiment der großen Supermarktketten greifen kann – ganz gleich ob die Produkte in Folie verschweißt, in Kartons oder Kisten verpackt sind oder sich lose in einem Tray befinden. Ermöglicht wird dies durch die Kombination zweier Greifprinzipien.

Kartons und Schrumpfverpackungen werden direkt per Vakuum mit der Saugplatte gegriffen. Beim Handling von porösen oder instabilen Produkten wird im Greifer eine einzige große Vakuumkammer gebildet. Um dies zu ermöglichen, sind von dem Greiferkopf bis zu den Klemmleisten Jalousien angebracht, die sich bei der Aktivierung des Vakuums eng an die Produktlage anlegen. Auf diese Weise können auch mehrere Lagen gleichzeitig hantiert werden. Wenn auch das Handling von Getränkekisten oder ähnlichen offenen Produkten zum Aufgabengebiet gehört, kann man zusätzliche Seitenklemmleisten einsetzen, deren Klemmkraft einstellbar ist. Dieses System ist nicht nur sehr flexibel, sondern auch schnell: Man kann bis zu 350 Zyklen pro Stunde erreichen.

Immer größere Lager Die Devise „Tempo, Tempo“ gilt nicht nur für das Kommissionieren, sondern auch für die Ein- und Auslagervorgänge im Lager der Hersteller und des Handels. Beim Lager kommt die Forderung nach höchster Lagerdichte hinzu. Für dieses Anforderungsprofil hat Sivaplan, ein Spezialist für Kühl- und Lebensmittellogistik, das SAT-Mobil- System entwickelt.

Ausgangspunkt der Entwicklung war die Tatsache, dass die Hochregallager der Lebensmittelhersteller immer größere Dimensionen erreichen. Höhen bis 40 m und Längen bis 200 m sind keine Seltenheit mehr; große Lager bieten Platz für mehr als 100 000 Paletten. Gleichzeitig stellen solche „Mega-Lager“ hohe Anforderungen an den Materialfluss: Um die Vorgaben einer schnellen und flexiblen Ein- und Auslagerung zu erfüllen, werden in der Regel 20 bis 30 Regalbediengeräte eingesetzt, die Paletten mit Teleskopen einfach oder doppelttief einlagern. Die erkennbaren Nachteile dieser Technologie sind hohe Investitionskosten für Bediengeräte und bauliche Maßnah- men wie Betontragplatte, Dach- und Wandverkleidungen.

Hinzu kommt, dass sich in den letzten Jahren die Anforderungen von Unternehmen und deren Kunden an die Lagerlogistik drastisch verändert haben. Zukünftig müssen Aufgaben gelöst werden, die mit herkömmlicher Technologie nicht zu bewältigen sind. Insbesondere die Getränke-Industrie drückt aufs Tempo und stellt höchste Ansprüche an Geschwindigkeit, Warenumschlag und Lagerkapazität. Lager mit 80 000 Palettenstellplätzen und Einlagerungsleistungen von 800 bis 1 200 Paletten pro Stunde werden, so Sivaplan, zukünftig Standard sein.

Mit dem SAT-Mobil-System will das Unternehmen eine Lösung für diese Trends bieten. Das „High-Speed-Lager“ ist als Kanallager konzipiert, bei dem mehrere Transferwagen, so genannte SAT-Mobile, mit wenigen Senkrechtförderern kombiniert sind. Die SATMobile operieren auf einer Ebene des Hochregallagers und tragen ein oder zwei Kanalfahrzeuge. Sie können allerdings über spezielle Förderer die Lagerebenen wechseln und so auf verschiedenen Lagerebenen zum Einsatz kommen.

Somit wird für jede Achse des Transportes ein separates Fahrzeug verwendet. Das beschleunigt den Materialfluss und erlaubt zugleich einen modularen Aufbau des Lagers und einen schrittweisen Ausbau der Kapazitäten. So kann ein Lager mit 10 Ebenen und 4 SAT-Mobilen beginnen, und später werden für höhere Leistungen zusätzliche Geräte einfügt. Ein weiterer Vorteil ist laut Sivaplan, dass die Geräte jeweils sehr leicht sind: SAT-Mobil und Senkrechtförderer wiegen jeweils weniger als 10 % eines Regalbediengerätes.

Wachstumsmarkt Edelstahl-Anlagen

Offenbar ist nicht nur die Lager-, sondern auch die innerbetriebliche Förder- und Handhabungstechnik der Nahrungsmittelindustrie ein interessanter Wachstumsmarkt, der gezielt adressiert wird. Die Trapo AG zum Beispiel hat eine große Halle in Betrieb genommen, in der ausschließlich Förder- und Handhabungsanlagen aus Edelstahl für die Lebensmittel- und die Pharmaindustrie gebaut werden. Und die MFI-Unternehmensgruppe hat im Sommer 2008 ihr Tätigkeitsfeld erweitert und bietet als Generalunternehmer Anlagen der Intralogistik aus Edelstahl an. Bekannte Trends und neue Standards Nach Einschätzung von Branchenkennern werden die Trends zu höherem Tempo und größerer Flexibilität anhalten. Kurt Hager, General Manager von Daifuku Europe Ltd.: „Insbesondere im Bereich der Lagerung und Distribution werden neue technische Standards benötigt. Die heute noch häufig vorzufindende semi-automatisierte Lagertechnik bedarf einer Überholung und wird sukzessive zur Vollautomatisierung gebracht werden müssen. Da der Modernisierungs- und Marktanpassungsfaktor hier, wie in kaum einer anderen Branche, ein wesentlicher Bestandteil des Unternehmenserfolgs ist, wird in den kommenden Jahren in diesem Bereich ein tiefgreifender Wandel stattfinden.“ Das bedeutet: Es gibt viel tun für die Lager- und Fördertechnik.

Daifuku Europe Ltd., www.daifukueurope.com Dematic GmbH & Co. KG, www.dematic.com Fluidtechnik Bückeburg GmbH, www.fluidtechnik-bueckeburg.de Sivaplan GmbH & Co. KG, www.sivaplan.de Trapo AG, www.trapo.de Witron Logistik + Informatik GmbH, www.witron.de

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