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Artikel und Hintergründe zum Thema

Interview

An der Seite eines starken Partners

DS Automotion entwickelt seit 1984 FTS und ist einer der wichtigsten Anbieter in diesem Segment. Seit kurzem hat das Unternehmen einen starken Partner an Bord: Intralogistik-Spezialist SSI Schäfer beteiligte sich am österreichischen Unternehmen. Martin Schrüfer sprach mit Rob Schmit, Executive Vice President Technology & Innovation bei SSI Schäfer und den DS Automotion-Geschäftsführern Manfred Hummenberger und Wolfgang Hillinger über die Partnerschaft, neue Produkte und gemeinsame Ziele.

Machen gemeinsame Sache: Manfred Hummenberger (l.) und Wolfgang Hillinger (r., beide DS Automotion) nehmen Rob Schmit, SSI Schäfer, in die Mitte. © SSI Schäfer

materialfluss: Vor kurzem hat SSI Schäfer die Beteiligung an DS Automotion verkündet, aber nicht direkt Details zum Deal genannt. Über welche Art der Beteiligung reden wir?
Manfred Hummenberger: Es handelt sich um eine strategische Partnerschaft in Form einer Minderheitsbeteiligung in Höhe von 40 Prozent. Uns war wichtig, über die finanzielle Beteiligung eine langfristige Zusammenarbeit sicherzustellen. Wir wollten die Bande enger knüpfen und denken, dass sich daraus für beide Unternehmen erhebliche Vorteile ergeben.
Rob Schmit: Das ist der Kernpunkt, ja. Für SSI Schäfer war es wichtig, sich weiterzuentwickeln im Bereich FTS. Dort ist DS Automotion führend. Jetzt haben wir die Partnerschaft mit der Möglichkeit, sie in Zukunft weiter auszubauen.

mfl: Wie ist die Idee entstanden? Was war der Auslöser?
Schmit: Wir überprüfen unser Produktportfolio, kontinuierlich was die Bedürfnisse des Marktes angeht. Mobile Roboter und FTS sind ein Trendthema, das wir erweitern möchten. Wir haben also überlegt, wie wir unser Portfolio in diesem Bereich erweitern können. Daher waren wir auch einer der ersten Anbieter in der Branche, welcher ganzheitliche Intralogistiklösungen mit fahrer­losen Transportsystemen realisierte, um die gestiegenen Kundenanforderungen an barrierefreie und flexible Transporte bedienen zu können. Mit Beteiligung und anschließender Übernahme des belgischen Startup MoTuM NV, Mechelen, haben wir ab Mitte 2015 weitere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in den Be­reichen Schwarmintelligenz und dezentrale Steuerungstechnik vorangetrieben. Das bedeutet konkret mit marktpräsenten, kleineren Unternehmen zusammenzuarbeiten, an denen wir idealerweise beteiligt sind. So ist die Idee der Kooperation entstanden. Durch die Kompetenzpartnerschaft mit DS Automotion werden wir unserer strategischen Ausrichtung gerecht.

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mfl: Was sprach für die Aufgabe eines Teils der Eigenständigkeit, Herr Hummenberger?
Hummenberger: Wir sehen die Beteiligung nicht als Aufgabe der Eigenständigkeit, ganz im Gegenteil. Wir haben die Partnerschaft gesucht, weil wir mit einem starken Partner wie SSI Schäfer unsere bisherige sehr gute Geschäftsentwicklung sowie ein weiterhin kontinuierliches Wachstum dauerhaft absichern möchten. Das war uns wichtig. Im Moment ist viel los auf dem Markt und die Partnerschaft eröffnet beiden Seiten neue Möglichkeiten. SSI Schäfer hat weltweit rund 70 Niederlassungen. Als Partner von SSI ­Schäfer können wir das Know-How und die Präsenz des Unternehmens in den lokalen Märkten nutzen und davon profitieren. Vor allem im kontinuierlich wachsenden Geschäftsfeld der Intralogistik können wir so unsere Kunden bestmöglich bedienen.

mfl: Welche weiteren Bereiche deckt DS Automotion ab?
Hummenberger: Wir sind stark in der Automobilindustrie vertreten, dort geht es in Richtung Montageanlagen. Zudem sind wir im Bereich Krankenhauslogistik aktiv. Besonders hervorzuheben ist unsere Kompetenz im Bereich großvolumige FTS-Anlagen sowie unsere Software DS Navios, die Intelligenz hinter den Lösungen.
Schmit: Diese Bereiche sind für SSI Schäfer sehr interessant. Die Montagelinie ist kein Kern-Fokus von SSI Schäfer, so sind wir komplementär organisiert.

mfl: Was ergibt sich organisatorisch wie personell aus der Zusammenarbeit? Bleibt alles, wie es ist? Auch, was den Standort von DS Automotion angeht?
Wolfgang Hillinger: Es wird sich nicht viel ändern. Wir sprechen uns strategisch ab und wollen den wachsenden FTS-Markt bestmöglich und effizient bedienen. Andere Themen wie Standorte stehen derzeit nicht zur Diskussion und können zum jetz­igen Zeitpunkt ausgeschlossen werden. Sie können sich vor­stellen, dass das Thema Mitarbeitersuche auch bei uns in ­Österreich schwierig ist und je mehr man sich zentralisiert, ­desto komplexer wird es.

mfl: Bleibt der Markenname DS Automotion erhalten?
Schmit: SSI Schäfer hat bereits Kooperationen mit finanzieller Beteiligung geschlossen, bei denen der Markenname erhalten geblieben ist. DS Automotion ist eine starke Marke und es gibt absolut kein Interesse von uns, daran zu rütteln.

mfl: Wie stelle ich mir die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen ganz praktisch vor?
Hillinger: Es finden regelmäßige Abstimmungsgespräche statt – vor Ort oder über das Web. Wir sprechen Kundenanfragen durch und suchen die beste und effizienteste Lösung. Wichtig ist uns, dass unsere Lösungen den Marktanforderungen entsprechen, damit die Firma SSI Schäfer ganzheitliche Logistikkonzepte gemeinsam mit unseren FTS anbieten kann.

mfl: In der Pressemitteilung war die Rede von der Integration der DS-Systeme und von der Weiterentwicklung, können Sie hier konkreter werden?
Hummenberger: Hier stehen wir noch am Anfang und haben Ideen, die wir in der Öffentlichkeit noch nicht ausbreiten können. SSI Schäfer setzt unsere Lösungen als Systemintegrator ein und die Vorstellungen von SSI Schäfer an unsere Produkte werden aufgenommen und weiterentwickelt. Ein Beispiel ist die best­mögliche Anpassung unseres Flottenmanagementsystems an das Warehouse Management System Wamas von SSI Schäfer. Wir arbeiten intensiv an der Integration von Fahrzeugen und Fahrzeugtypen, konkretes werden wir zur einem späteren Zeitpunkt kommunizieren. Unsere hauseigene T&E entwickelt zudem stetig neue Technologien und Fahrzeuge.

mfl: Ich darf neugierig sein: Sehen wir davon schon etwas auf der LogiMAT?
Hillinger: Ja, so viel können wir verraten. Im Moment befinden wir uns in einem intensiven Austausch mit SSI Schäfer.

mfl: Meine Herren, Sie dürfen sich hier auch mal gegenseitig loben. Herr Schmit, was schätzen Sie an DS Automotion?
Schmit: Nicht nur, weil wir hier zusammensitzen: Die Zusammenarbeit mit Herrn Hummenberger und Hillinger ist sehr, sehr gut. Was wir als Unternehmen an DS Automotion zudem schätzen, ist die langjährige und umfassende Produktkompetenz. Zudem besteht die Möglichkeit für uns, in für uns neue Märkte vor­zudringen. Das sind wunderbare Möglichkeiten. Zudem ist DS Automotion nicht nur in der Lage, extrem komplexe Fahrzeuge zu realisieren, sondern auch Flotten mit vielen Fahrzeugen zeitgerecht herzustellen und zu liefern. Das schafft aktuell die Mehrheit der Anbieter nicht. Die können zwei Fahrzeuge liefern, aber Flotten von fünfzig bis siebzig Fahrzeugen customized hin-zustellen, das bedeutet schon etwas.
Hummenberger: Ich kann das Lob, was die Ansprechpartner bei SSI Schäfer und hier speziell Herrn Schmit angeht, nur zurück­geben. Wir reden auf Augenhöhe und sehr lösungsorientiert, das gefällt uns. Was uns sehr beeindruckt an der SSI Schäfer Gruppe sind die Flexibilität und was SSI Schäfer in kurzer Zeit im Bereich Automatisierung erreicht hat. Zudem gibt es keine starre Konzernmentalität in der Gruppe, zusätzlich profitieren wir auch von ihrer Internationalität.
Hillinger: Die Chemie untereinander ist sehr gut und das gemeinsame Arbeiten äußerst angenehm.

mfl: Ist die Intralogistik bei SSI Schäfer nun komplett?
Schmit: Komplett ist man nie, der Markt wird größer und ent­wickelt sich und damit auch der Bedarf an neuen Technologien und Produkten. Wir sind heute etwas offener als früher, Partnerschaften mit Unternehmen einzugehen, ja. Was die Zukunft hier bringt, kann und möchte ich aber an dieser Stelle nicht verraten und bitte um Verständnis.

mfl: FTS sind ein Trendthema in moderner Lagerlogistik. Wie und was wollen Sie weiterentwickeln?
Hillinger: Die Entwicklung von Produktfamilien und die Stan­dardisierung sind für uns sehr wichtig. Konkret werden wir 2019 eine komplett neue Produktfamilie mit dem Namen Amadeus auf den Markt bringen, die sich speziell auf fahrerlose Stapler bezieht. Für den Bereich der Produktionslogistik werden wir eine neue Generation von Unterfahr-Fahrzeugen mit dem Namen Oscar omni auf den Markt bringen. Beide werden erstmals auf der ­LogiMAT zu sehen sein, in unserem neuen Signature Design.

mfl: Eine doppelte Premiere …
Hillinger: Und mit SSI Schäfer noch dazu sogar eine Dreifache.

mfl: Welche Trends sehen Sie im FTS-Markt? Standardisierung wurde bereits genannt, auch die Fähigkeit, große Flotten schnell ausliefern zu können. Was noch?
Hummenberger: Keine leichte Frage, zugegeben. Auf dem Gebiet tut sich gerade sehr viel. Die richtigen Produkte mit der richtigen Technik für die richtige Applikation anzubieten, darum geht es. Wir sind kein Start-up, das ein bisschen vor sich hin probiert. Wir sind ein Unternehmen, das gut funktionierende und zuverlässige Produkte anbietet. Kontinuierliche Verbesserungen sind das Ziel, Sensorik und Energieversorgung sind wieder­kehrende Themen. Das Rad dreht sich immer schneller. Einen konkreten Bereich, der erhöhte Aufmerksamkeit auf sich zieht, den gibt es nicht.

mfl: Meine Herren, ich danke für die offenen Worte und
das Gespräch.

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